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Antisemitismus-Vorwürfe: documenta sagt Veranstaltungsreihe ab

Nach der Kritik des Zentralrats der Juden in Deutschland an der documenta hat die Kunstausstellung eine geplante Veranstaltungsreihe abgesagt. Wie die documenta und Museum Fridericianum gGmbH am Mittwoch in Kassel mitteilte, werden die für Mai angekündigten Experten-Foren ausgesetzt.

Agentur
sda
04.05.22 - 14:43 Uhr
Kultur
ARCHIV - Die alle fünf Jahre stattfindende documenta gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Präsentation für Gegenwartskunst. Foto: Swen Pförtner/dpa
ARCHIV - Die alle fünf Jahre stattfindende documenta gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Präsentation für Gegenwartskunst. Foto: Swen Pförtner/dpa
Keystone/dpa/Swen Pförtner

Die documenta hatte die Veranstaltungen geplant, nachdem ein Bündnis dem Kuratorenkollektiv Ruangrupa Anfang des Jahres vorgeworfen hatte, bei der 15. Ausgabe der Ausstellung seien auch Organisationen eingebunden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ab dem 8. Mai sollte in drei Veranstaltungen unter dem Titel «We need to talk! Art - Freedom - Solidarity» über «das Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts von steigendem Rassismus und Antisemitismus und zunehmender Islamophobie» debattiert werden.

Die alle fünf Jahre stattfindende documenta gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Präsentation für Gegenwartskunst. Die documenta fifteen findet in diesem Jahr vom 18. Juni bis zum 25. September statt.

Vergangene Woche hatte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, in einem Brandbrief an Kulturstaatsministerin Claudia Roth den Umgang der documenta mit dem Thema Antisemitismus kritisiert. Er beklagte darin unter anderem die Besetzung der Foren und monierte, der Dachverband der jüdischen Gemeinschaft sei nicht eingebunden. Das unveröffentlichte Schreiben liegt der dpa in Berlin vor.

Die documenta habe, auch nach Rücksprache mit verschiedenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, entschieden, die Veranstaltungsreihe auszusetzen, hiess es am Mittwoch in der Mitteilung. Sie werde zunächst die Ausstellung beginnen und für sich sprechen lassen, um die Diskussion dann auf dieser Basis sachgerecht fortzusetzen. «Zum jetzigen Zeitpunkt scheint das Ziel, das die documenta mit der Gesprächsreihe erreichen wollte, nämlich im Vorfeld der documenta fifteen einen multiperspektivischen Dialog jenseits institutioneller Rahmen zu eröffnen, nur schwer umsetzbar.»

Der documenta sei es wichtig, den Gesprächsfaden nicht abreissen zu lassen. Die bisherigen Ansätze sollten als verändertes Format vor Ort in Kassel während der Weltkunstausstellung weiterentwickelt werden. «Das gibt auch Gelegenheit, auf Bedenken eingehen zu können, die in den vergangenen Tagen öffentlich wurden.»

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