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Der Leinwand droht längerfristig Mattscheibe

Die Churer Kinos schlagen Alarm. Vor allem kleinere und mittelgrosse Betreiber würden unter dem Lockdown leiden.

Olivier
Berger
01.02.21 - 04:30 Uhr
Kultur
Früh betroffen: Bereits bei der ersten Verschärfung der Bündner Massnahmen Mitte März bleiben im Churer Kinocenter die Werbebildschirme schwarz. Bild Archiv
Früh betroffen: Bereits bei der ersten Verschärfung der Bündner Massnahmen Mitte März bleiben im Churer Kinocenter die Werbebildschirme schwarz. Bild Archiv

Die Schliessungen der Kinos im ersten Lockdown vom Frühling 2020 und in den vergangenen Wochen treffen die Branche «drastisch». Das schreibt die Kino Chur AG in einem aktuellen Rundbrief. «Der Schaden, den die Pandemie dem Kino zugefügt hat, ist unkalkulierbar», heisst es in dem Schreiben weiter. Die deutschen Kinos hätten für das vergangene Jahr Rückgänge von rund 70 Prozent bei den Eintritten und Umsätzen vermeldet. «Wären nicht die Zahlen zu Beginn des Kalenderjahres 2020 sehr gut gewesen, wäre der Einbruch noch viel schlimmer», schreibt die Kino Chur AG.

Streaming statt Kino

Zu schaffen macht die Situation den Kinobetreibern aber nicht nur wegen der fehlenden Gäste. Ein Problem sei auch die sogenannte Auswertungskaskade. Das Modell, wonach neue Filme zuerst im Kino und erst später am heimischen Bildschirm zu sehen seien, wanke. So habe beispielsweise Warner Brothers schon jetzt beschlossen, die ganze Produktion des laufenden Jahres zeitgleich in den Kinos und auf dem firmeneigenen Streaming-Kanal zu veröffentlichen.

Die grossen Streaming-Anbieter würden ihren Kampf um Kunden auf den Schultern der Kinos austragen, schreibt die Kino Chur AG weiter. So zeige auch der Disney-Konzern neue Filme direkt auf seinen eigenen Plattformen. Nicht zuletzt deshalb hätten Streaming-Dienste Hochkonjunktur. Allerdings könnten diese Dienste kein vollwertiger Ersatz für den Kinobesuch sein. «Das Kino vermittelt über die grosse Leinwand mehr Gefühle.» Das habe auch eine Untersuchung eines Forscherteams aus dem deutschen Regensburg ergeben.

Die Kunstfilme leiden

Auch wenn die Kino Chur AG überzeugt ist, dass das Kino die Pandemie überleben wird, sorgt sie sich doch um die Zukunft kleinerer und mittelgrosser Betreiber. Aus der Krise würden die grossen Kinoketten stärker hervorgehen als die kleineren Anbieter. Besonders werde es für die mittelständischen Betreiber zunehmend schwerer werden, künstlerisch wertvolle Filme über grosse Besuchermassen bei Blockbustern gewissermassen quersubventionieren zu können. Für die Kino Chur AG steht deshalb auch die öffentliche Hand in der Pflicht. Diese müsse die – vom Gesetz vorgeschriebene – Vielfalt in den Kinos mit «erheblichen Subventionen» ermöglichen.

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte».

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