Zentral ist, dass die Varroamilbe bekämpft wird
Die Varroamilbe gefährdet seit rund 30 Jahren die hiesigen Bienenvölker. Darum ist es wichtig, dass ein Befall erkannt und die Milbe ausgemerzt wird, sagt Kantonstierarzt Giochen Bearth.
Die Varroamilbe gefährdet seit rund 30 Jahren die hiesigen Bienenvölker. Darum ist es wichtig, dass ein Befall erkannt und die Milbe ausgemerzt wird, sagt Kantonstierarzt Giochen Bearth.
Ende des vergangenen Monats sorgten Aussagen des Bienenforschers Peter Neumann, Professor am Institut für Bienengesundheit der Universität Bern, für Aufsehen. Die hiesigen Bienenvölker seien wegen der Varroamilben in einem so schlechten gesundheitlichen Zustand, dass sie innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre sterben würden. Steht es tatsächlich so schlimm um unsere Bienenvölker? Radio Südostschweiz hat mit Kantonstierarzt Giochen Bearth über die Bekämpfung der Varroamilbe und den Trend der Bienenvölkerhaltung in urbanen Gegenden gesprochen.
In der Schweiz gibt es die Varroamilbe gemäss Kantonstierarzt Bearth seit rund 30 Jahren, und sie hat praktisch alle Honigbienenvölker befallen. «Professor Neumanns Aussagen sind wohl etwas plakativ. Aber es stimmt: Die Varroamilbe stellt ein chronisches Problem für die Bienenvölker dar», sagt Bearth.
Zu schwach zum Überleben
Nach Europa eingeschleppt wurde die Milbe in den Achtzigerjahren von Asien. Der Parasit ernährt sich vom Fettkörper der Bienen, welcher ähnliche Funktionen hat wie die Leber bei Säugetieren: zum Beispiel die Regulation der Immunabwehr und des Stoffwechsels. Sind die Bienen also durch den Befall von Varroamilben geschwächt, können sie allfällige Viren nicht mehr abwehren und sterben deshalb.
«Es ist eine Tatsache, dass die meisten Verluste von Bienenvölkern auf die Varroamilbe zurückzuführen sind», erklärt Bearth. Doch es gebe mittlerweile viele Möglichkeiten, den Parasiten zu diagnostizieren und dagegen anzugehen. «Es gibt biologische Mittel und thermische Methoden, aber auch chemische Behandlungen mit Ameisen- und Oxalsäuren», zählt Bearth auf. «Es geht aber nicht primär darum, wie die Milben bekämpft werden, sondern darum, dass dies überhaupt geschieht.»
Es komme immer wieder vor, dass Neuimkerinnen und -imker die Überprüfung der Bienenvölker nicht vornehme und so einen allfälligen Befall mit Milben nicht bemerke, so Bearth. «Wer Bienenvölker hält, muss diese zwar registrieren, für den Nachweis eines Sachkundeausweises gibt es aber keine gesetzliche Pflicht.» Die Tatsache, dass immer mehr Bienenvölker auch in städtischen Gebieten gehalten würden, verstärke die Tendenz, dass die Bienen zu wenig kompetent betreut würden. Viele dieser Neuimkerinnen und -imker würden sich autodidaktisch Wissen aneignen «und das führt manchmal zu Problemen».
Insekten-Motion im Ständerat
Ende September reichte der Zuger Ständerat Peter Hegglin eine Motion mit dem Titel «Sicherung der Insektenbestäubung, insbesondere durch Wild- und Honigbienen» ein. Darin fordern Hegglin und Mitunterzeichnende unter anderem, die Bestäubung von Pflanzen nachhaltig zu sichern und wenn nötig die noch fehlenden gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen. Ebenso sollen die verschiedenen involvierten Verbände dabei unterstützt werden, die Bestäubung zu sichern und eine sorgsame Honigbienenhaltung zu fördern, zum Beispiel in Form von Sockelbeiträgen, Leistungsaufträgen sowie einer Sachkundenachweispflicht.
Inwiefern diese Forderungen die Varroamilbe zurückdrängen würden, möchte Bearth in seiner Funktion als Kantonstierarzt nicht beurteilen. «In Graubünden wurde vor etwa zehn Jahren ein Projekt zur koordinierten Bekämpfung der Varroamilbe eingeführt», sagt er. Mit diesem habe der Kanton gute Erfahrungen gemacht. «Varromilben gelten nicht als Seuche und müssen somit auch nicht bekämpft werden. Wer gegen sie vorgeht, handelt freiwillig», führt Bearth an. Aus diesem Grund sei es wichtig, dass Bienenhalterinnen und -halter gut geschult werden.
Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest.
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