×

Abreissen erwünscht

Dieses Jahr hat sich die Naturforschende Gesellschaft (NGD) das Thema Neophyten vorgenommen. Es soll nicht nur informiert, sondern auch Hand angelegt werden.

Südostschweiz
08.06.25 - 07:00 Uhr
Klima & Natur
Martin Schneebeli zeigt, wie es gemacht wird, und lädt ein, sich an der Bekämpfung zu beteiligen.
Martin Schneebeli zeigt, wie es gemacht wird, und lädt ein, sich an der Bekämpfung zu beteiligen.
bg

Entstanden war die Idee vergangenes Jahr, als die NGD in verschiedene Lebensräume einlud und dort über deren Wert wie Bedürfnisse informierte. Immer wieder kam dabei das Thema Neophyten auf. In Davos ist das speziell die Vielblättrige Lupine (Lupinus Polyphyllus). Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie als dekorative Gartenpflanze aus Nordamerika nach Europa eingeführt. Sie traf hier auf eine ideale Umgebung und verbreitete sich auf dem ganzen Kontinent. Inzwischen gilt sie überall als Problempflanze. Damit ist auch bereits das Wesen von invasiven Neophyten beschrieben. Es sind konkurrenzstarke Gewächse, die anderen Pflanzen keinen Platz lassen. Im Gegensatz zu ihrer natürlichen Heimat fehlen hierzulande ausserdem die natürlichen Feinde, die sie in Schach halten könnten.

Im Fall der Vielblättrigen Lupine kommt dazu, dass sie mit ihren Wurzeln Stickstoff im Boden bindet. «Eine höchst unerwünschte Düngung für unsere mageren Böden, auf die heimische Pflanzen wie Enziane oder die vielen Orchideenarten angewiesen sind», sagt Martin Schneebeli, der im Auftrag der NGD die Bekämpfungsmassnahmen leitet. «Lupinen bieten ausserdem keinen Lebensraum für unsere Insekten und sind trotz ihrer schönen Blüten als Nektarpflanzen von geringem Wert.» Nicht nur Insekten verschmähen sie, auch Wild und Vieh wollen sie nicht, denn die Pflanze ist nicht nur giftig, sondern auch bitter.

Jede Hand ist gefragt

Also muss der Mensch eingreifen. Schneebeli testet gerade die besten Bekämpfungsmethoden und empfiehlt im Moment das frühe Pflücken der Blattstängel. Dadurch werde die Pflanze so stark geschwächt, dass ihre einheimische Konkurrenz aufwachsen könne. «Mit ihren charakteristischen Blättern sind Lupinen einfach zu erkennen.» Das abgerissene Blattwerk könne einfach zurückgelassen werden. Aufpassen muss man allerdings, wenn die Pflanze bereits blüht und erste Fruchtstände gebildet habe. «Die Samen reifen im abgerissenen Zustand nach, und wenn man sie zurücklässt, richtet man unbeabsichtigt wohl eher mehr Schaden an.» Blüten und Fruchtstände gehörten daher ausschliesslich in den Kehricht und damit in die Verbrennung. Im Kompost könnten sie wieder keimen. Auch wer Lupinen unbedingt in seinem Garten pflegen will, sollte diese Verhaltensregeln berücksichtigen.

Kampf den Problempflanzen

Doch nicht nur Lupinen machen Probleme. Auch das gelbblühende fast mannshoch wachsende Orientalische Zackenschötchen breitet sich aus.

Mehr Informationen unter 

Die charakteristische Blattrosette der Vielblättrigen Lupine.
Die charakteristische Blattrosette der Vielblättrigen Lupine.
bg

Neophyten-Exkursion

Die NGD lädt zur gemeinsamen Neophyten-Bekämpfung ein. Auf einer Wanderung von der Schatzalp nach Davos sollen nicht nur viele Lupinen abgerissen werden, die begleitenden Spezialisten der NGD wissen auch viel über Lebensgemeinschaften und andere Zusammenhänge zu berichten.

Treffpunkt ist am Donnerstag, 12. Juni, um 17 Uhr auf der Schatzalp. Tickets der Schatzalpbahn werden von der NGD rückerstattet.

Mitbringen: Gute Schuhe, Arbeitshandschuhe, eventuell altes Brotmesser zum vereinfachten Abreissen

Wegdauer: etwa zwei Stunden

Anschliessend Apéro Riche im Hugos mit Vortrag von Sascha Gregori, Neophyten-Video und Info-Tisch.

Für ein Nachfassen trifft man sich erneut am Donnerstag, 14. August, am gleichen Ort.



 

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Könnte euch auch interessieren
Mehr zu Klima & Natur MEHR