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Infrastruktur als Schlüssel zum Erfolg

Die Freestylerinnen und Free­styler des Sportgymnasiums Davos haben eine sehr erfolg­reiche Saison hinter sich. Therry Brunner, Trainer Snowboard/Freestyle am SSGD, blickt im Interview zurück und erklärt, welche Bedeutung die neue Färbihalle für die Freestyler haben wird.

Pascal
Spalinger
05.05.25 - 07:00 Uhr
Schneesport
Therry Brunner ist mit Leib und Seele Snowboard-Trainer an der SSGD.
Therry Brunner ist mit Leib und Seele Snowboard-Trainer an der SSGD.
Archiv SO (Olivia Aebli-Item)

DZ: Therry Brunner, wie sieht eure allgemeine Saisonbilanz aus?

Therry Brunner: Es war eine fantastische und wunderbare Saison. Einerseits hatten wir eine super Trainingskultur und Qualität, viele gelungene Trainingstage in Davos und alternativ in Laax und am Corvatsch, wo wir überall hervorragende Anlagen vorfanden. Ein herzliches Dankeschön an die Bergbahnen für ihren super Job. Hilfreich war, dass wir oft von guten Wetterbedingungen profitieren konnten, was in unserer Sportart sehr entscheidend ist. Und andererseits gab es viele schöne Erfolge zu feiern. Sei es auf der nationalen Tour, bei den Schweizer Meisterschaften oder auch international.

Welche Erfolge sind für euch besonders wertvoll?

Jeder Erfolg ist schön und wertvoll, und es steckt überall viel Arbeit dahinter. Hervorzuheben gilt es vielleicht, dass Lura Wick ihr Weltcupdebüt feiern durfte. Und internationale Erfolge sind immer besonders wertvoll: So gab es mehrere Siege und Podestplätze auf Stufe Europacup und auf der World Rookie Tour ­(Anmerkung: Internationale Snowboard-Nachwuchstour). Schön zu sehen für mich als Trainer ist auch, dass viele unserer Absolventinnen und Absolventen auf Stufe Weltcup nun aktiv und erfolgreich sind und sich auch für Weltmeisterschaften qualifizieren konnten. Einmalig dabei sicher die Bronzemedaille von Patrick Hofmann an den prestigeträchtigen ­X-Games in den USA.

Wo seht ihr für die nächste Saison noch Potenzial nach oben?

Ganz klar im mentalen Bereich. Freestyle ist eine auf verschiedene Arten hochkomplexe Sportart, die einem körperlich, technisch, athletisch und auch mental auf Spitzenniveau alles abverlangt. Und in diesem mentalen Bereich ist, obwohl wir schon einiges machen, noch am meisten Luft nach oben – sei es bei uns, aber auch in der Schweiz allgemein. Dieses Bewusstsein für die riesige Bedeutung des Mentalen bei so jungen Athletinnen und Athleten zu schaffen, ist eine spannende und grosse Herausforderung. Und das Schöne im Sport ist: Besser und mehr ist immer möglich, und das versuchen wir natürlich auch in den anderen Bereichen zu erreichen.

Mit welchen Mitteln soll das erwähnte Potenzial individuell noch besser ausgeschöpft werden?

Das Bewusstsein dafür, sprich für das Mentale, immer weiter zu schärfen ist, ist einer der Schlüssel. Und dann im Anschluss mental genauso akribisch und energetisch zu trainieren und dranzubleiben, wie beispielsweise im technischen, physischen oder akrobatischen Bereich.

In Davos gibt es weiterhin weder Halfpipe noch Landing Bag. Ist es mühsam, für das entsprechende Training immer wieder beispielsweise nach Österreich zu fahren, oder habt ihr euch mit den Jahren an den Aufwand gewöhnt?

Für uns heisst das beispielsweise, dass obwohl unsere Wettkampfsaison im Winter ist, im Sommer-Halbjahr durch die vielen Reisen nach Österreich der Aufwand und die Gesamtbelastung sogar noch höher sind. In einer technischen, kompositorischen Sportart wie der uns­rigen ist die Infrastruktur sehr ent­scheidend. Genauso entscheidend sind qualitativ hochwertige und viele Wiederholungen. Sprich: Je besser, einfacher und öfter man Zugang zu diesen beiden Faktoren hat, desto grösser sind im internationalen Vergleich die Erfolgschancen, und dies bei einer viel geringeren Gesamtbelastung. Deswegen hinken wir auch im Vergleich mit Ländern, die das bei sich geografisch vor Ort haben, meilenweit hinterher. Das zeigen vor allem auch die Resultate auf Stufe Elite, sei es im Weltcup oder an der WM: Die Schweiz hat da, was die vorderen Plätze betrifft, aktuell kaum oder eher gar nichts mehr zu melden. Da sind beispielsweise die ­Japaner oder Chinesen entrückt. Ein Beispiel: Die meisten Japaner in unserer ­Alterskategorie kommen auf rund 150 Landingbag-Trainingstage pro Jahr. Wir auf maximal rund 40. Dass diese Rechnung auf Dauer, sprich dann auf Stufe Elite und Weltcup, nicht mehr aufgeht, ist selbstredend. Auch ein Beispiel dazu: In der diesjährigen Weltcupsaison holten die Japaner um die 30 Podestplätze, bei der Schweiz war ein fünfter Rang das klar beste und einsame Top-Resultat.

Was versprecht ihr euch von der neuen Färbihalle?

Die neue Halle wird ein Sportparadies. Darauf freuen wir uns sehr. Mit der dortigen Freestyleanlage, die teils neu konzipiert wird, können wir dort, nebst unzähligen anderen Möglichkeiten, grossartig und wunderbar im Off-snow-Bereich, sprich Akrobatik, Bodycontrol, Boardkontrolle und Athletik, trainieren. Das ist für unsere Athletinnen und Athleten grossartig und wirklich Gold wert. Die Färbihalle ist ­darum, solange kein Schnee liegt, unser Zuhause.

Die SSGD-Freestyler flogen heuer spektakulär.
Die SSGD-Freestyler flogen heuer spektakulär.
zVg
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