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Die Sonderjagd steht an

Im Kanton Graubünden wurden während der Hochjagd Tausende Hirsche, Rehe und Gämsen erlegt. Mit der Sonderjagd sollen die Wildbestände nun noch gezielt reguliert werden. Doch weshalb ist es überhaupt nötig, dass sich die Jägerinnen und Jäger nochmals aufmachen?

Davoser
Zeitung
01.11.25 - 17:00 Uhr
Klima & Natur
Die Abschusszahlen der Hochjagd sind im Kanton und in Davos zufriedenstellend.
Die Abschusszahlen der Hochjagd sind im Kanton und in Davos zufriedenstellend.
zVg/Nathan Kölliker
Der erste Schnee ist da, und so kann auch zur Hochjagd eine erste Bilanz gezogen werden. Diese fällt auch in diesem Jahr positiv aus. Bis Ende Oktober wurden im Kanton Graubünden insgesamt 3432 Hirsche und 2502 Rehe erlegt. Zahlen, die leicht über dem langjährigen Mittel liegen. Bei den Gämsen liegt man mit 2863 Tieren hingegen etwas unter dem Durchschnitt der letzten Jahre. Für die kommenden Monate ist nun die Sonderjagd angesetzt: 1711 weibliche Hirsche und ihre Kälber, 281 Rehe und in drei Wald-Wild-Problemgebieten zehn Gämsen sollen gezielt reguliert werden. In Davos selbst sind für die Sonderjagd 32 Hirsche und 25 Rehe freigegeben. Zahlen, die sich im Durchschnitt der letzten Jahre bewegen. Doch weshalb sollen diese Tiere noch geschossen werden?

Wild und Wald im Gleichgewicht

Die Jagd hat einen klaren Zweck: Sie sorgt dafür, dass Wild und Wald im Gleichgewicht bleiben. Zu viele Hirsche oder Rehe können junge Bäume stark schädigen, vor allem in Schutzwäldern und in Gebieten, die besonders wichtig für den Schutz vor Lawinen oder Erosion sind. Werden die Bestände nicht reguliert, wächst der Verbiss, die natürliche Verjüngung stockt, und langfristig leidet die Stabilität des Waldes.

Die Sonderjagd im November und Dezember ist dabei ein zentrales Instrument. Mit ihr werden vor allem weibliche Hirsche und deren Kälber gezielt erlegt. So wird die Populationsentwicklung beeinflusst und auf die vorhandenen Lebensräume angepasst. Nur so kann sich der Wald natürlich erneuern und seine Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktionen langfristig erfüllen.

Eine verantwortungsvolle Aufgabe

Ein gesunder Wald ist die Grundlage für die Sicherheit und das Wohl der Bevölkerung. Er schützt vor Naturgefahren, bietet Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen und trägt zur Biodiversität bei. Doch ohne eine angepasste Regulierung der Wildbestände kann sich ein Wald nicht optimal entwickeln.

Die Jägerinnen und Jäger übernehmen hier eine verantwortungsvolle Aufgabe: Sie unterstützen die natürliche Waldverjüngung, indem sie auf die richtigen Tiere achten. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass genügend Rückzugsräume für Wildtiere erhalten bleiben. In Zusammenarbeit mit Waldeigentümern und Forstdiensten wird die Jagd so gestaltet, dass sie sowohl ökologisch sinnvoll als auch ethisch vertretbar ist.

Ein aktiver Beitrag zum Schutz der Natur

Die Jagd funktioniert nur, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Waldeigentümer, Forstämter, Jägerschaft und weitere Anspruchsgruppen wie Landwirtschaft oder Tourismus arbeiten eng zusammen. Gemeinsam werden Abschusspläne erstellt, Schutz- und Wildruhezonen definiert und offene Flächen erhalten. So entstehen Lösungen, die Konflikte zwischen Wald und Wild entschärfen und die Landschaft für Menschen, Tiere und Pflanzen nachhaltig gestalten. Regelmässige Erhebungen zeigen, wie sich Bestände und Verbiss entwickeln. So können Anpassungen frühzeitig vorgenommen werden, bevor Schäden grösser werden. Die Jagd ist somit nicht nur eine Tradition, sondern ein aktiver Beitrag zum Schutz der Natur.

Nachhaltige Jagd als Teil der Umweltstrategie

Die Bündner Jagd folgt klaren Zielen: Gesunde, naturnahe Wildbestände, ein stabiler Wald und Rücksicht auf die Lebensräume von Tierarten. Die Strategie «Lebensraum Wald-Wild 2021» legt fest, dass bis 2035 Schutzwälder wieder vollständig verjüngt sein sollen. Die Jagd spielt dabei eine zentrale Rolle, um die Populationen dem Lebensraum anzupassen und die natürlichen Prozesse im Wald zu unterstützen.

Besonders wichtig ist dabei die Reduktion in Problemgebieten. Dort, wo Wildbestände Schäden anrichten oder die Waldverjüngung gefährden, wird gezielt reguliert. Gleichzeitig werden Wildruhezonen und Rückzugsräume geschaffen, damit Tiere sich ungestört bewegen und verhalten können. So entsteht ein Gleichgewicht zwischen Nutzung und Schutz, das allen zugute kommt. So ist die Jagd und gerade die Sonderjagd ein entscheidender Faktor für ein funktionierendes Ökosystem.

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