Spielplatzplaner: «Solange die Kinder kommen und Spass haben, sind wir glücklich»
Harry Wolfensberger, Leiter der Freiraumplanung Chur, erklärt, was bei der Planung eines neuen Spielplatzes beachtet werden muss und welche Pläne die Abteilung in Zukunft verfolgt.
Harry Wolfensberger, Leiter der Freiraumplanung Chur, erklärt, was bei der Planung eines neuen Spielplatzes beachtet werden muss und welche Pläne die Abteilung in Zukunft verfolgt.

«Die Erreichbarkeit mit dem Privatauto wird bei der Planung eines Spielplatzes nicht prioritär berücksichtigt», meint Harry Wolfensberger auf die Frage, was für Faktoren in die Planung eines neuen Spielplatzes einfliessen. Vielmehr sei der Standort an sich und der Anschluss an den öffentlichen Verkehr ausschlaggebend. Bei der Standortwahl sei keine freie Auswahl möglich, da auf verfügbare städtische Grundstücke zurückgegriffen werden müsse.
«Unser Anspruch ist es, über die Stadt verteilt unterschiedliche Spielangebote zu schaffen.»
Nach der Bestimmung des Standortes muss natürlich geplant werden, welche Spielgeräte und sonstigen Infrastrukturen gebaut werden sollen. Wolfensberger sagt dazu: «Unser Anspruch ist es, über die Stadt verteilt unterschiedliche Spielangebote zu schaffen.» Zuerst werde aber geschaut, was der Standort alles biete und welche bestehenden Anlagen in der Nähe vorhanden sind. Im Falle des Spielplatzes Oberalp habe das dazu geführt, dass aufgrund der begrenzten Fläche und des Standortes mitten in einem Wohnquartier entschieden wurde, einen Naturspielplatz ohne klassische Spielgeräte zu bauen.
Öffentliche Spielplätze versus Privatspielplätze
Bei grösseren Wohnbauten wie einem Mehrfamilienhaus muss laut dem Churer Baugesetz ein besonnter, möglichst windgeschützter und kindergerechter Spielplatz oder eine Spielwiese auf privatem Grund in ausreichender Grösse abseits des Verkehrs angelegt werden.
«Öffentliche Spielplätze werden immer benötigt.»
Wolfensberger hat eine klare Meinung zur Frage, ob es überhaupt noch öffentliche Spielplätze braucht, wenn bei jedem grösseren Wohnungsprojekt sowieso ein neuer Spielplatz gebaut werden muss: «Öffentliche Spielplätze werden immer benötigt. Bei Privatspielplätzen gibt es keine Möglichkeiten zur Qualitätskontrolle. Ausserdem fungieren öffentliche Spielplätze als Begegnungszonen, die den sozialen Austausch und die Durchmischung fördern.»
Gewährleistung der Sicherheit
Die Sicherheit von Spielplätzen werde laut Wolfensberger über technische Normen bestimmt, welche im Schweizer Normenwerk definiert sind. Dazu gehöre zum Beispiel, dass Ketten keine Fangstellen aufweisen, um Quetschungen und Verstümmelungen zu verhindern. Oder auch, dass die Maschen von Kletternetzen so gross sein müssen, dass sich Kinder nicht mit dem Kopf darin verfangen können. «Auch die verwendeten Schrauben müssen abgerundet sein und in das entsprechende Material eingelassen werden», führt Wolfensberger weiter aus.
«Es dürfen Unfälle passieren, welche heilbar sind.»
Unfälle komplett zu verhindern, sei auch mit den technischen Normen nicht möglich, daher werde viel in die Prävention investiert. «Es dürfen Unfälle passieren, welche heilbar sind», meint Wolfensberger dazu.
Anlagen und Spielgeräte dürfen eine maximale Fallhöhe von 2,50 Meter aufweisen. Von der Fallhöhe hängt auch die Fläche des Sturzraumes ab. Die Sturzräume der Churer Spielplätze bestehen laut Wolfensberger meistens aus Kunststoff. Je nach Fallhöhe werde unter der Deckschicht mehr oder weniger weicher Gummi verbaut. In diesem Fall stehe, aufgrund des verwendeten Materials, die Nachhaltigkeit nicht an erster Stelle, da diese Art von Sturzsicherung wenig Unterhalt benötige und im Gegensatz zu Holzschnitzel eine permanente Sicherheit gewährleiste.
Haftung bei Unfällen
Bei Spielplätzen gilt laut Wolfensberger grundsätzlich die Werkseigentümerhaftung. Wenn der Spielplatz jedoch den Normen entspreche und keine Mängel aufweise, gehe die Verantwortung auf die Eltern oder Aufsichtspersonen über.
«Ohne Sicherheit – keinen Spielplatz. Ohne Wenn und Aber!»
«Ohne Sicherheit – keinen Spielplatz. Ohne Wenn und Aber!», entfährt es Wolfensberger. Das gehe so weit, dass bei fehlenden finanziellen Mitteln ein mangelhafter Spielplatz geschlossen werde.
Unterschiedliche Bedürfnisse
Normen alleine machen noch keinen guten Spielplatz aus. «Ein Spielplatz wie der Spielplatz Quader muss die Bedürfnisse aller Altersgruppen abdecken», führt Wolfensberger aus. Das beinhalte geeignete Spielgeräte für Kinder unterschiedlichen Alters, aber auch Infrastrukturen für die Eltern beziehungsweise Aufsichtspersonen. Dazu gehören zum Beispiel geräumige Veloabstellplätze, Sitzmöglichkeiten im Schatten mit guter Übersicht und Trinkbrunnen. Auch wenn die Verantwortlichen immer alles im Blick haben möchten, brauche es laut Wolfensberger auch Rückzugsorte für die Kinder.
«Ein Spielplatz wie der Spielplatz Quader muss die Bedürfnisse aller Altersgruppen abdecken.»
Ausserdem müsse eine barrierefreie Zugänglichkeit für Menschen mit unterschiedlichen körperlichen und psychischen Einschränkungen gewährleistet werden. Als Beispiel nennt Wolfensberger, dass ein Spielplatz für Menschen mit einer Gehhilfe voll zugänglich sein sollte. Für Blinde oder Menschen mit eingeschränkter Sicht müsse zudem ein physisches Leitsystem vorhanden sein. Dies werde häufig mit unterschiedlichen Bodenbelägen oder Höhenunterschieden zwischen den Wegen und dem Areal gelöst.
Neue Trends und innovative Ansätze
«Die Kinder sollen gefordert werden und auch die Angehörigen sollen in Zukunft mehr einbezogen werden», meint Wolfensberger auf die Frage, wie die Zukunft des Spielplatzbauens aussieht. Im Vergleich zu früher werde die Förderung der koordinativen Fähigkeiten immer wichtiger. Das zeige sich im zahlreichen Aufkommen von Kletteranlagen und Balanciermöglichkeiten. Diese Anlagen besitzen laut Wolfensberger einen hohen Spielwert und viele Kinder können sie gleichzeitig nutzen.
«Die Kinder sollen gefordert werden und auch die Angehörigen sollen in Zukunft mehr einbezogen werden.»
Auch für Menschen mit Einschränkungen gebe es Innovationen. Zum Beispiel gibt es laut Wolfensberger speziell zugängliche Schaukeln für Besuchende, welche auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Derzeit gibt es in Chur aber noch keine Spielgeräte, welche explizit für Menschen mit einer Einschränkung erbaut worden sind.
Zukunftspläne der Freiraumplanung Chur
«Spielplätze haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren», antwortet Wolfensberger auf die Frage, wie oft bestehende Spielplätze neu gestaltet oder modernisiert werden. Ausserplanmässige Inspektionen der Spielplätze würden aufgrund von Rückmeldungen der Stadtgärtnerei angeordnet. Aktuell gibt es laut Wolfensberger keine Pläne für einen neuen Spielplatz oder die Sanierung oder Neugestaltung eines Bestehenden.
«Spielplätze haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren.»
Geplant ist laut Wolfensberger aber ein neuer Generationenpark mit dem Namen «Grünzone Titt». Es sollen Angebote für Kinder, Erwachsene und ältere Menschen geschaffen werden, wobei die Bewegungsförderung im Vordergrund stehe. Die Grünzone Titt soll rund 1,1 Millionen Franken kosten und in drei bis vier Jahren fertiggestellt sein. «Es wird eine Mitwirkung der Gesellschaft angestrebt», gibt Wolfensberger zu Protokoll.
Wie geht es weiter?
In der nächsten und letzten Folge schauen wir gemeinsam auf die besten Erlebnisse und Eindrücke unser beiden Spielplatztester Lou und Dea zurück und präsentieren eine Rangliste aller getesteten Spielplätze – ihr könnt also gespannt sein.
Diese Serie wird präsentiert von: Vögele Recycling AG, 7000 Chur
Alles zu den Spielplatztests findet ihr hier:
Mauro Sutter ist Onlineproduzent bei «suedostschweiz.ch». Nach der Ausbildung zum Mediamatiker hat er das Studium Multimedia Production an der Fachhochschule Graubünden in Chur absolviert. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung hat Mauro sich 2023 der Medienfamilie Südostschweiz angeschlossen.
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