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«Bild, gerahmt»

Mit einem Plädoyer zugunsten des Rahmens ging am Sonntag im Kirchner Museum die Ausstellung «Wiederentdeckt und Wiedervereint. Rahmen und Bilder von Ernst Ludwig Kirchner» zu Ende. Gehalten wurde es vom Rahmenmacher Werner Murrer.

Südostschweiz
07.05.25 - 17:00 Uhr
Kultur
Noch haben nicht alle Rahmen ihre Bilder wiedergefunden. Raum für weitere Untersuchungen bleibt.
Noch haben nicht alle Rahmen ihre Bilder wiedergefunden. Raum für weitere Untersuchungen bleibt.
bg
Rahmen würden in den allermeisten Bestandslisten von Museen höchstens als Fussnote vorkommen, bedauerte der ­Inhaber einer Münchner Rahmenmanufaktur bei der letzten Führung durch die Ausstellung. «Es heisst lediglich ‹Bild, gerahmt›». Dabei seien sie so wichtig für das Bild und speziell die Brücke-Künstler, der Künstlervereinigung, deren bedeutendster Vertreter Kirchner ist, hätten sich intensiv mit den Rahmen auseinandergesetzt und wusste durch die Ausstellung ziehend von jedem Werk und seiner Umrandung etwas zu berichten.

Keine Handwerkskunst

«Der ist so was von dilettantisch gemacht», bezeichnete er einen Rahmen, den Kirchner für ein frühes Bild selbst gezimmert hatte. «Einen Schreiner hätte diese Arbeit den Job gekostet. Bei Kirchner wird daraus ein stimmiges Gesamtkunstwerk.» Obwohl oft knapp bei Kasse habe Kirchner sich immer wieder Rahmen bauen lassen. Jene aus der Davoser Zeit würden alle eine gleiche Sprache sprechen und seien daher mit grosser Wahrscheinlichkeit vom gleichen Handwerker hergestellt. «Das war vermutlich ein Zimmermann, der Sohn seines Vermieters Müller.» Er habe gleichzeitig unheimlich komplizierte Eckverbindungen geschaffen, aber auch grob gearbeitet. «Kirchner muss ihm Anweisungen persönlich gegeben haben, denn die Vor­lagen in seinen Skizzenbüchern waren nur einfach so ‹hingerotzt›», sagte Murrer in seiner lebhaften und bildhaften Sprache.

Werner Murrer im angeregten Austausch mit einem interessierten und sachkundigen Publikum.
Werner Murrer im angeregten Austausch mit einem interessierten und sachkundigen Publikum.
bg

Künstler und Geschäftsmann

An den Rahmen habe sich Kirchner ausgetobt und in der Enge seiner Alphütte sogar Umrahmungen vorgenommen, wusste der Rahmenmacher weiter zu erzählen. Gleichzeitig sei Kirchner auch Geschäftsmann genug gewesen, dass er die neuen Rahmen, die sein wichtigster Kunde in Davos, der Arzt Bauer, seinen Gemälden verpasste, wohlwollend kommentiert habe.

Wie auch immer, wer die Ausstellung besuchte sieht Rahmen mit neuen Augen. Auch das Kirchner Museum. «Inzwischen sind wir extrem sensibilisiert und informiert», sagte Sarah Keppel vom Kirchner Museum. Angaben zu Rahmen würden für sie in Zukunft natürlicher Bestandteil ihrer Datenbank sein.

Bis zum 15. Juni wird im Kirchner Museum nun umgebaut. Dann folgt bis 7. September «Ernst Ludwig Kirchner. Zwischen Malerei und Fotografie».

Werner Murrer zeigte die Details, die erkennen lassen, dass Gemälde und Rahmen zusammen­gehören.
Werner Murrer zeigte die Details, die erkennen lassen, dass Gemälde und Rahmen zusammen­gehören.
bg
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