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Gemeindepräsident Albertin: «Heute ist einer der besten Tage seit der Evakuierung»

Nachdem ein grosser Schuttstrom in der Nacht auf Freitag oberhalb von Brienz/Brinzauls in Richtung Dorf gerutscht ist, informierte der Gemeindeführungsstab an einer Medienkonferenz.

Südostschweiz
16.06.23 - 14:17 Uhr
Ereignisse

Der Gemeindeführungsstab informierte am Freitagnachmittag in Tiefencastel über bisher Bekanntes und offene Fragen rund um die Situation in Brienz/Brinzauls. In der Nacht auf Freitag kam ein «sehr grosser Teil» der absturzgefährdeten Felsmassen über Brienz/Brinzauls herunter.

«Heute ist einer der besten Tage seit der Evakuierung», sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin vor den Medien. Es sei eine Erleichterung zu spüren, denn das Abwarten auf den Berg war lange. Nun sei der Berg jedoch so runtergekommen, wie man es sich erwünscht habe und niemand sei zu Schaden gekommen.

Weiter bedankt sich Albertin bei den Geologen und allen Experten im Namen der Gemeinde und der Einwohnerinnen und Einwohner. «Dennoch: Die Brienzerinnen und Brienzer müssen noch geduldig sein». Es könne dauern, bis das Dorf wieder genug sicher sei, um dort wieder leben und arbeiten zu können.

Phase Blau als zusätzliche Sicherheit

Rund zwei Drittel der «Insel» seien heruntergekommen, erklärte Geologe Stefan Schneider. So sei die Gefahr der «Insel» für das Dorf nun sehr viel kleiner. Die Wahrscheinlichkeit, dass der restliche Teil der «Insel» eine grosse Gefahr für das Dorf sein könnte, schätzen die Experten als relativ klein ein. Eine gute Nachricht sei, dass das Dorf nicht zu Schaden gekommen sei, denn damit habe man nicht unbedingt rechnen können, so der Geologe.

Schneider führte aus, weshalb man in der Nacht die Phase «Blau» ausgerufen hatte. Es sei eine Massnahme für zusätzliche Sicherheit gewesen. Weil es Nacht war und Dunkelheit herrschte, hätten die Experten nicht wirklich einschätzen können, welche Ausmasse die Felsmassen in Bewegung haben könnten.

Geologe Andreas Huwiler vom Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubünden sagte deutlich: «Die Sicherheit im Dorf kann Stand heute noch nicht gewährleistet werden.» Der Schuttstrom, der sich teilweise auf bis zu zwölf Meter Höhe auftürmt, sei noch nicht stabil. Entwarnung könne nicht gegeben werden. Nicht auszuschliessen sei, dass aus dem Schutt bei Niederschlägen Murgänge entstehen könnten. Es brauche deshalb noch mehrere Tage Geduld vor einer Rückkehr der Einwohnerinnen und Einwohner.

Laut Schneider geht nun zudem eine gewisse Gefahr vom Plateau oberhalb des alten Standorts der «Insel» aus. Dieses sei immer in Bewegung gewesen, werde nun jedoch nicht mehr von der «Insel» gestützt. Deshalb könnten sich die Geschwindigkeiten des Plateaus verschnellern. Dies müsse man in den nächsten Tagen mit Messungen beobachten und im Auge behalten.

Die Situation rund um den Schuttstrom ist laut Huwiler glimpflich ausgegangen. Der Strom habe das Grundwasser ansteigen lassen. Wenn der Anstieg noch stärker gewesen wäre, hätte das Wasser die Bewegung des Schuttstroms intensivieren können und die Auswirkungen wären prekärer ausgefallen.

Drei Familien aus Surava evakuiert

Mit der Einleitung der Phase Blau mussten einige Häuser in Surava evakuiert werden. Laut Gemeindepräsident Albertin waren drei Haushalte von der Massnahme getroffen, darunter zwei Familien. In der Nacht sei die Polizei mit der Evakuierung beauftragt worden. Neben den Personen hätten sich zudem fünf Kühe in der Gefahrenzone befunden. Diese seien ebenfalls evakuiert worden. (rac)

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