Nass wie selten und fast keine Frühlingsgefühle
Der Frühling, wie man ihn kennt, hat 2023 im Glarnerland nicht so richtig stattgefunden. In Glarus regnete es so viel, wie seit mindestens den 70er-Jahren nicht mehr. Eine eher triste Wetterbilanz.
Der Frühling, wie man ihn kennt, hat 2023 im Glarnerland nicht so richtig stattgefunden. In Glarus regnete es so viel, wie seit mindestens den 70er-Jahren nicht mehr. Eine eher triste Wetterbilanz.
von Felix Blumer*
Die Temperatur im Glarnerland entsprach im Frühling 2023 knapp dem langjährigen Schnitt der letzten 30 Jahre. Im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 war es trotz allem doch gut 1,5 Grad zu warm. Warm war vor allem der Monat März, als die Temperaturen im Kanton Glarus sogar 2,5 bis 3 Grad über der klimatologisch relevanten Norm lagen. Am 23. März wurden im Hauptort schon 19,1 Grad gemessen, der Frühling konnte eigentlich kommen. Danach lagen die Temperaturen im April und Mai allerdings deutlich unter dem Schnitt der letzten 30 Jahre. Erst in der letzten Woche wurde es wieder warm. Fakt bleibt: Man muss in den Jahrbüchern nicht lange suchen, um noch kältere Frühlingsperioden zu finden. Sowohl 2019 als auch 2021 war der Frühling in den Glarner Täler deutlich kühler, selbst wenn man die warmen Pfingsttage 2023 nicht mitrechnet. Ganz anders war es dagegen 2020 und 2022, als die Temperaturen über alle drei Monate gesehen rund ein Grad höher lagen.
Ein kleines «Amuse-Bouche»
Ende Mai gab es doch noch ein paar warme Tage. Am 22. Mai wurde der erste Sommertag im Glarnerland verzeichnet. In der Stadt wurden 26,7 Grad gemessen, und selbst Elm schrammte mit 24,3 Grad nur knapp an der Sommermarke vorbei. Den Frühlingshöchstwert in unserem Land gab es in Visp am 27. Mai mit 28,8 Grad. Hitzetage blieben aber vorerst noch aus. Im Süden lag der Höchstwert bei 28,3 Grad, gemessen in der Magadinoebene und in Biasca. Obwohl sich der Mai kühl präsentierte: Frost blieb sowohl in Elm als auch in Glarus aus. In Elm wurde noch dreimal Bodenfrost verzeichnet, in Glarus sank die Bodentemperatur nie unter 0,6 Grad.
Die Sonne hatte echt keine Lust
Im Frühling 2023 gab es in Glarus nur 300 Sonnenstunden. Im Vergleich zum langjährigen Mittel fehlen rund 50 Stunden Sonnenschein. Ganz ähnlich sieht es auch sonst im Lande aus. Meist fehlen 50 bis 100 Sonnenstunden. Im direkten Vergleich zu den sehr sonnigen Jahren 2020 und 2022 sieht die Differenz noch viel krasser aus. Da fehlen rund 150 Stunden Sonnenschein. An anderen Orten in der Schweiz sieht der Vergleich mit 2020 und 22 aber noch drastischer aus. In Zürich gab es 2020 fast doppelt so viele Sonnenstunden. In absoluten Zahlen: Es fehlen in der Zwinglistadt gut 300 Stunden Sonnenschein! Trotz allem: Es ginge auch noch grauer. Vor genau zehn Jahren gab es an den meisten Orten nochmals 50 bis 100 Stunden weniger Sonnenschein.
Rekordregen: Wie unter der Brause
Die Landsgemeinde war symptomatisch für den diesjährigen Frühling im Glarnerland. Beim Einzug in den Ring kamen sich Regierung und Ehrengäste wie unter der Dusche vor. Nicht jeder und jede hatte den richtigen Regenschutz gewählt. Generell war der Frühling bei uns extrem nass. Im Kantonshauptort fielen mehr als 500 Millimeter Regen. Seit 1981, dem Beginn der automatischen Messungen in Glarus, war es im Kantonshauptort noch nie so nass. Mit mehr als 600 Millimeter Regen fiel in Braunwald sogar noch mehr Niederschlag, dort sind aber grosse Niederschlagsmengen häufiger.
Viel Regen gab es inneralpin und nördlich der Alpen ganz allgemein. In Sitten fiel 2006 zum letzten Mal mehr Regen als in diesem Frühling. Etwas aussen vor war diesbezüglich die Genferseeregion. In Genf betrug die Niederschlagsmenge nur rund 85 Prozent des langjährigen Mittels. Kaum zu glauben sind aber die Zahlen aus der Südschweiz. Während aus Italien schon seit Tagen Überschwemmungsbilder zu uns in die Stube flimmern, war es im Tessin auch im Frühling 2023 teilweise zu trocken. In Lugano gab es beispielsweise nur 75 Prozent des üblichen Frühlingsniederschlages. Immerhin: Im Vergleich zum Vorjahr gab es rund die doppelte Niederschlagsmenge.
Der Ausblick: Warten auf den Siebenschläfertag
Zumindest im Norden scheint es in den kommenden Tagen oft trocken weiterzugehen, einzelne Schauer und Gewitter – gerade an den Voralpen – sind aber am Nachmittag jeweils möglich. Ein eindeutiger Wettertrend ist aber noch nicht zu erkennen. Noch zeigt der Jetstream, der Strahlstrom in der oberen Troposphäre, grosse Schwingungen. Stabiles Hochsommerwetter sieht anders aus. In der Regel kann man erst um den 27. Juni, dem Datum des Siebenschläfertages, verlässlichere Abschätzungen für das Sommerwetter machen.
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Muss klar sagen, habe auch…
Muss klar sagen, habe auch noch nie einen solch kalten verregneten Frühling erlebt in meinem Leben .Das war eher Herbstwetter anstatt Frühling.