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Mit dem Closomaten unbeschwert durch die Krise

Andrea
Masüger
29.03.20 - 04:30 Uhr
UNSPLASH
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In seiner Kolumne «Masüger sagts» widmet sich Andrea Masüger aktuellen Themen, welche die Schweiz und die Welt bewegen (oder bewegen sollten). Der heutige Publizist arbeitete über 40 Jahre bei Somedia, zuerst als Journalist, dann als Chefredaktor, Publizistischer Direktor und zuletzt als CEO.

Die ausserordentliche Corona-Lage bringt in der Schweiz zwei bizarre Phänomene an den Tag. Zum einen die irrationale Hamsterung von Toilettenpapier und zum anderen die ewige Frage nach den Schutzmasken, das Lieblingsthema der Medien.

Der Masseneinkauf von Toilettenpapier finden alle lustig und gleichzeitig absurd. Es ist Gegenstand unzähliger Witze geworden, Dutzende kurzer Filmchen in den sozialen Medien nehmen es aufs Korn, und eine Inflation von Bildmontagen werden als Whats-App-Fotos herumgeschickt. Wer sich mit WC-Papier über Gebühr eindeckt, gilt als spiessig, irrational und nicht ganz bei Sinnen. Und dennoch machen es alle.

Eine Zeitung vermeldete unlängst, bisher gebe es «keine empirische Untersuchung» über das Horten von Toilettenpapier. Dies ist natürlich bedauerlich und es ist dringend nötig, dass sich nach der Krise eine soziologische oder psychologische Fakultät einer Universität dieser Wissenslücke annimmt. Man muss sich auf Annahmen und halbbatzige Erklärungsversuche von Verhaltensforschern stützen. Eine gängige Theorie ist derzeit, wer WC-Rollen in grösserem Umfange anschaffe, handle in einer Art psychologischem Ausnahmezustand. Das Hamstern (ganz generell von Dingen aller Art, vor allem von Lebensmitteln) sei eine natürliche Reaktion auf den Verlust der psychischen Kontrolle. Diese führe zum englischen Begriff des «panic shopping».

Das kann man ja noch halbwegs nachvollziehen. Wer Angst hat vor dem, was kommt, ist bestrebt, sich sicherheitshalber mit Überlebensnotwendigem einzudecken. Doch gehören WC-Rollen in diese Kategorie? Ist man mit einem nicht gänzlich sauberen Hintern nicht zukunftsfähig? Wieso waren zu Beginn der Ausgangsrestriktionen ausgerechnet die weissen Rollen der ganz grosse Renner? Und nicht Büchsensardinen? Quälende Fragen.

«Wieso WC-Papier und Schutzmasken?»

Immerhin ist klar: Die immer noch ein wenig ein Schattendasein fristende Industrie der WC-Duschen (früher unter dem Markennamen Closomat bekannt) müsste eigentlich eine goldene Zukunft vor sich haben. Es ist zu hoffen, dass diese Botschaft dort ankommt.

Ein anderes Thema sind die berühmten Schutzmasken. Sie bilden gegenwärtig den Mittelpunkt der Pressekonferenzen im Bundesmedienzentrum in Bern. Sobald dort Daniel Koch vom BAG auftaucht, wird er mit den immer gleichen Fragen gelöchert: Wäre es nicht doch sinnvoll, der Bevölkerung flächendeckend Schutzmasken abzugeben? Weshalb gibt es in der Schweiz nur wenige dieser Dinger? Hat man es nicht sträflich versäumt, Milliarden davon in Pflichtlager zu legen auf dass heute die Familien, inkl. Hunde und Katzen, damit herumlaufen könnten?

Der geduldige Koch sagt dann täglich wiederkehrend das Gleiche: Die gängigen Hygienemasken bieten zu wenig Schutz, weil sie nicht ganz dicht sind. Bei Gesunden nützen sie kaum etwas, bei Infizierten sind sie jedoch sinnvoll, weil sie zumindest verhindern, dass diese ihre Virenpopulation in der Gegend herumhusten. Überlassen wir also die wenigen Masken jenen, die sie wirklich brauchen.

Auf dem Fusse folgen dann die Nachfragen. Zum Beispiel: Wäre es trotzdem nicht sinnvoll, Masken zu benutzen, da sie ja anscheinend doch ein klein wenig nützen? Herr Koch schüttelt dann müde sein weises Haupt.

Auch als Amateurpsychologe kann man feststellen: In dieser unsicheren Zeit sucht der Mensch nach Symbolen von Schutz und Sicherheit. Toilettenpapier und Masken sind offensichtlich solche materialisierten Symbole, die er in Händen halten bzw. vor den Mund binden kann. Sie schützen gleichsam den Eingang und den Ausgang.

Bleibt noch die Unart des Hamsterns, des Leerräumens von Regalen. Dieses löst nämlich bei den Mitmenschen wiederum Panik aus. Hier vereinen sich die beiden Phänomene plötzlich zur Lösung aller Probleme: Man kaufe einen Closomaten und bastle aus dem nun nicht mehr benötigten WC-Papier Schutzmasken. So kommen wir unbeschadet durch die Krise. Und brauchen nachträglich auch keine psychologischen Forschungen mehr.

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