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Ü50 und neue Technik

«Wo muss ich da drücken?» Wie süss sind doch unsere Grosseltern und Eltern, wenn sie sich mit den neusten Technologien auseinandersetzen. Doch die Jüngeren sollten sich nicht täuschen lassen.

Nicole
Nett
16.11.22 - 16:30 Uhr
Bild Unsplash

«OK Boomer» versus «Wa hesch denn du scho erlebt du huere Banane?» Im Blog «Zillennials» beleuchten Vertreterinnen der Generation Z, Nicole Nett und Anna Nüesch, und die Millennials David Eichler und Jürg Abdias Huber in loser Folge aktuelle Themen. Im Idealfall sorgen die vier damit für mehr Verständnis zwischen den Generationen. Minimal hoffen sie, für etwas Unterhaltung, Denkanstösse und den einen oder anderen Lacher zu sorgen.

«Mama, kannst du da mal nach rechts swipen?», frage ich meine Mutter, während sie nervös an ihrem Smartphone rumklickt. «Swipen – was ist das?», fragt sie und schaut mich völlig verwirrt an. «Ja, weisst du, mit dem Finger musst du so nach rechts oder links wischen, das ist eben swipen», verrate ich ihr. Doch ich merke, sie ist total «lost» in diesem Bereich. Entweder denkt man, das ist ja peinlich respektive «giga cringe» oder man lässt sich einfach darauf ein.

Von wo soll eine Generation, die nicht mit Smartphones aufgewachsen ist, die neue Technik einfach so verstehen? Ich bin überzeugt, dass ich in 30 Jahren genau gleich sein werde. Schliesslich kommen jährlich brandneue Smartphones auf den Markt, die mit besseren Kameras, neuen Features oder Spielereien ausgestattet sind. Wenn ich ein neues Handy kaufe, muss ich mich jedes Mal wieder neu damit auseinandersetzen. Bis ich das alles begreife, dauert es manchmal auch eine längere Zeit.

Noch länger geht es aber bei meinen Eltern. Jedes Mal muss ich eine grosse Portion Geduld mitbringen, wenn sie sich ein neues iPhone, Samsung oder Nokia zulegen. Nerven braucht es auch, wenn sie mal wieder ein «Problemli» mit ihren Geräten haben. «Schau, jetzt ist diese blöde App einfach verschwunden», klagt mein Vater. Nein, die App ist einfach nur auf einer weiteren Seite und nicht mehr auf dem Homescreen abgelegt. Am süssesten ist meine Grossmutter: «Kann ich da einfach googeln, im Google?», fragt sie. Wenn es dann funktioniert, hat sie eine riesengrosse Freude. Das finde ich so herzig, irgendwie. «Ach was, schau mal – jetzt tut es», strahlt sie mich an. Am meisten freute sie sich, als ich ihr einst ein Familienvideo auf ihrem Tablet abspielen liess. «Was – das geht? Einfach so?», fragt sie. «Aber ja, Nani – dein Tablet ist eben sehr modern», antworte ich.

Aber Achtung: Nicht die Nadel im Heuhaufen suchen

Doch täuschen lassen sollte man sich von der älteren Generation nicht. Denn die haben es faustdick hinter den Ohren. Hand aufs Herz: Können wir Millennials oder Generation-Zler noch stricken? Wie sieht es mit Kochen von einem währschaften «Capuns da nona» aus? Was unternehmen wir, wenn eine Jeans ein Loch hat? Wegwerfen? Wissen wir überhaupt noch, wie man eine Nähmaschine bedient? Ich zumindest komme da schon stark ins Rotieren. Schon in der Handarbeit in der fünften Klasse mussten viele Nähmaschinennadeln für mich ihr Leben lassen. Für meine Grossmutter und Mutter ist das Bedienen einer Nähmaschine oder Nadel ein Klacks. Ein Loch in der Hose haben sie im Nu wieder zusammengenäht. Wegwerfen ist kein Thema. Mir fällt die Kinnlade runter. Ich kann da nur zuschauen – und staunen. Für sie ist das ganz normal, für mich eine Meisterleistung.

Wisst ihr noch, wie man eine Nähmaschine bedient?

Auswahlmöglichkeiten

Wie heisst es so schön: jeder das, was er oder sie am besten kann. Die Jüngeren sind medienaffin und kommen mit der neusten Technik bestens klar, doch haben das alte Handwerk verlernt. Bei den Älteren unter uns läuft es genau umgekehrt. In allen Fällen können wir nur voneinander profitieren. Seien wir doch froh, wenn wir uns gegenseitig helfen können und dadurch weiterbringen. 

Deshalb nehme ich mir immer gerne alle Zeit der Welt, um meinen Mitmenschen die neuen Technologien zu erklären. Noch kann ich es und meistens muss ich erst einmal schmunzeln, wenn meine Eltern wieder verärgert an ihrem Smartphone rumklicken. Dann helfe ich besonders gerne, denn Probleme sind zum Lösen da. Tief im Innern hoffe ich aber, dass die nächste Generation auch mir vielleicht einmal das iPhone 50 erklären wird.

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