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«Hey Siri» und so

Wir leben in einem Zeitalter, in dem Roboter uns eine Last abnehmen. Mit nur einem Klick wird die ganze Wohnung geputzt – von allein. Aber wir werden von den Geräten auch getrackt und überwacht.

Nicole
Nett
04.05.22 - 20:10 Uhr
Bild Unsplash

«OK Boomer» versus «Wa hesch denn du scho erlebt du huere Banane?» Im Blog «Zillennials» beleuchten Vertreterinnen der Generation Z, Nicole Nett und Anna Nüesch, und die Millennials David Eichler und Jürg Abdias Huber in loser Folge aktuelle Themen. Im Idealfall sorgen die vier damit für mehr Verständnis zwischen den Generationen. Minimal hoffen sie, für etwas Unterhaltung, Denkanstösse und den einen oder anderen Lacher zu sorgen.

Kürzlich habe ich meine Wohnung geputzt. Also naja, die grösste Arbeit hat eigentlich mein Roboter-Staubsauger übernommen. Das ist echt praktisch, wenn man bedenkt, dass diese Dinger einfach unsere Arbeit erledigen. In dieser Zeit konnte ich in der Küche stehen und mir was Leckeres kochen. Doch dann passierte es: Roboter «Rocky» möchte an mir vorbei. Er lässt nicht nach, stupst mich an und fährt kreuz und quer um mich herum. Er provoziert irgendwie und ich fühle mich verfolgt von diesem lärmigen Ding. Ich gebe nach und verlasse schlussendlich die Küche, damit Rocky seine Arbeit in Ruhe verrichten kann. 

Während der Reinigung kann ich übers Handy auf einer App nachschauen, wo Rocky gerade steckt oder stecken geblieben ist. Wenn er zur Ladestation zurückfährt, schickt er mir eine Nachricht, dass die Reinigung abgeschlossen ist. Möchte ich nur einen Raum selektiv saugen, muss ich das nur in die «Siri-Box» sagen und schon wird der Auftrag erledigt – ganz autonom.

Ihr seht, wir leben in einer digitalisierten Welt, in welcher vieles ganz von allein geht. Obwohl ich automatisierte Geräte äusserst hilfreich finde, haben sie definitiv auch ihre Schattenseiten. Wir werden nämlich regelrecht verfolgt. «Siri» und Co. wissen, wie ich heisse, wo ich mich gerade befinde und was ich zurzeit mache. Sie hören mir zu, immer und überall. Es ist ja nicht so, dass das beim Smartphone anders wäre. Schaut man sich beispielsweise Fotokameras in einem Onlineshop an, so wird am selben Abend noch Werbung über exakt diese Kamera zum Beispiel auf Youtube oder Instagram ausgespielt. Wir werden also überwacht und manipuliert, von Automatismen. Andere nennen es auch personalisierte Werbung.

Erschreckend finde ich es vor allem auch in den Läden. Wir können zuschauen, wie Roboter dem Personal den Job wegschnappen. So muss man heutzutage nicht mehr lange am Kassenband anstehen, sondern können uns einfach selbst «auschecken», indem wir eigenhändig unsere Produkte scannen. Es braucht dafür kein Personal mehr, nein – wir machen dessen Arbeit einfach selbst. Doch was passiert mit dem Personal? Nicht selten gibt es Entlassungen, weil man diese Mitarbeiter schlicht und einfach nicht mehr braucht – beunruhigend. Und das ist nicht nur in der Lebensmittelbranche so.

Solche Situationen kannte man in früheren Zeiten noch nicht wirklich. Vor 100 Jahren gab es noch nicht einmal einen Staubsauger mit Kabel. So musste man noch einen Besen in die Hand nehmen und mühsam den Boden schrubben. Und ja, man hat auch ein Leben geführt. Manchmal finde ich es gar nicht so schlecht, wenn man hin und wieder auch noch selbst anpacken muss. Was wäre es denn, wenn alles nur noch automatisiert gehen würde? Ich bin überzeugt, dass dies auch in einer vollumfänglich digitalisierten Welt nicht funktionieren würde. Das «menschliche» ist eben in gewissen Aspekten doch noch wichtig – oder nicht? So geniesse ich es, wenn ich in einer Bäckerei sitze und von einer «echten» Person statt von einem Automaten meinen bestellten Kaffee bekomme. Schenkt diese mir noch ein Lächeln, dann kommt kein Roboter der Welt gegen sie an.

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