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Neuer Experimentierraum für 360°-Projektionen und Virtual Reality

Seit Kurzem steht in den Räumlichkeiten des Instituts für Multimedia Production ein Igloo, in welchem 360-Grad-Filme für bis zu zehn Zuschauende projiziert werden können. Zugleich ist es ein neuer Präsentations-Space für panoramatische Videoproduktionen, interaktive und Virtual-Reality-Arbeiten.

Südostschweiz
03.11.21 - 15:28 Uhr
Im Igloo können 360-Grad-Filme für bis zu zehn Zuschauende projiziert werden.
Im Igloo können 360-Grad-Filme für bis zu zehn Zuschauende projiziert werden.
Fachhochschule Graubünden

An der Fachhochschule Graubünden wird ausgebildet und geforscht. Über 2000 Studierende besuchen Bachelor-, Master- und Weiterbildungsstudiengänge. In diesem Blog geben Studierende, Dozierende und Mitarbeitende Einblicke in den Hochschulalltag und in Themen, welche sie gerade beschäftigen.

Seit Kurzem steht in den Räumlichkeiten des Instituts für Multimedia Production ein Igloo, in welchem 360-Grad-Filme für bis zu zehn Zuschauende projiziert werden können. Dieses Igloo versteht sich als Experimentierlabor des Instituts zu Fragen der Narration und Gestaltung in real gefilmten oder virtuellen 360-Grad-Räumen und immersiven Erlebnissen.

Dies korrespondiert mit dem neu eingerichteten Lehr-, Forschungs- und Weiterbildungsschwerpunkt Extended Reality am Institut. Als Auftaktprojekt entstanden drei Produktionen für das Igloo: 

FHGR-Imagefilm

Eine der Produktionen hatte zur Zielsetzung, einen Imagefilm über die FH Graubünden zu erstellen, welcher insbesondere künftige Studierende ansprechen soll (Informationstage, Bildungsmessen), aber auch interessant und informativ für ein breites Publikum ist (Digitaltag, etc.). Das dreiköpfige Projektteam, bestehend aus Nathaly Tschanz, Gizem Yilmaz und Marcel Näf, machte sich zunächst Gedanken darüber, wie die Kern-Zielgruppe am besten abgeholt werden kann. Der Content soll frisch und witzig daherkommen und inhaltlich darauf fokussieren, was potenzielle Studierende im Studium und in ihrem Leben in Chur interessiert – also nicht nur Infos zum Studium und zur Fachhochschule, sondern auch Eindrücke zu Lifestyle und Atmosphäre. Zudem sollte die Produktion nicht länger als fünf bis sechs Minuten dauern, damit beim Einsatz an Messen keine allzu langen Wartezeiten entstehen.

Um die Informationsvermittlung möglichst persönlich zu gestalten und gleich von Beginn an Nähe zum Publikum zu schaffen, wurde entschieden, eine junge Protagonistin einzusetzen (gespielt von Gizem), welche die Zuschauerinnen und Zuschauer auf eine Besichtigungstour mitnimmt. Produktionstechnisch vermutete das Team, dass eine reine Aneinanderreihung von 360-Grad-Szenen in einem Headset zwar gut funktioniert, aber in einem Cave zu wenig abwechslungsreich ausfällt und nicht den nötigen "Drive" aufweist, um eine junge und technik-affine Zielgruppe zu packen. Dennoch sollte der gesamte 360-Grad-Raum ausgeschöpft werden können. Auf Basis dieser Überlegungen entschied sich das Team, beim Storyboarding die Projektionsfläche des Caves in fünf Bildausschnitte (Monitore) zu zerlegen. Bei den Szenenkompositionen wurden dann abwechslungsweise nur einzelne Monitore eingesetzt, manchmal zwei gegenüberliegende oder alle fünf Monitore gleichzeitig (360-Grad-Rundumsicht oder fünf parallel ablaufende Bildsequenzen). Bei den 360-Grad-Einstellungen wurde versucht, die einzigartigen Möglichkeiten dieses Mediums zu nutzen. Entsprechend wurde auch mit ungewohnten Perspektiven experimentiert.

Die im Frühling 2020 begonnenen Dreharbeiten wurden leider durch die Pandemie immer wieder verzögert. Dennoch konnte das Team die Produktion Anfang dieses Jahres abschliessen. Das Endresultat kann nun im Igloo im Medienhaus in Chur besichtigt werden.

Inside MMP

Die Produktion "Inside MMP" (MMP = Multimedia Production) bietet einen immersiven Einblick in das Bachelorstudium und soll an verschiedenen Bildungsmessen gezeigt werden. Viel diskutiert wurde während der Konzeption und Produktion die Lenkung der Aufmerksamkeit der Zuschauerinnen und Zuschauer, die nicht mehr in einer frontalen Bühnensituation sind, sondern vom Geschehen umgeben werden, so dass alle wichtigen dramatischen Momente wahrgenommen werden und dennoch jeder seinen ganz persönlichen Ausschnitt der 360-Grad-Geschichte sieht. Die zentrale Idee war, dass sich um die Betrachtenden herum das Geschehen entspannt. So sitzt die Zuschauerin oder der Zuschauer unter anderem mitten im Seminarunterricht, steht mitten in einer Studio-Filmproduktion und erlebt ein Briefing der Eventgestaltungs-Studierenden auf einem internationalen Grossanlass in Zürich mit, wird von der Drohne einer studentischen Filmproduktion in den Bündner Bergen umkreist, und eine Poetry-Performerin schreitet den Kreisbogen um den Zuschauer/die Zuschauerin ab, während sie eine gedichtete Liebeserklärung an MMP vorträgt. Die Geschichte endet in einer WG-Küche, in der Studierende Pasta kochen und währenddessen einen Radiobeitrag aufnehmen. "Wir sind immer MMP – auch zu Hause. Und Du kannst bald dazugehören."

Das Projekt wurde von der Studienleiterin Ulrike Mothes und dem Dozenten Serge Djoungong gemeinsam mit MMP-Studierenden aus Chur und Bern entwickelt und umgesetzt. Es soll Studieninteressierten einen Einblick in das schweizweit einzigartige Bachelorstudium geben, und u.a. auf Bildungsmessen, Ausstellungen, Veranstaltungen wie dem Tag der offenen Tür an verschiedenen Orten gezeigt werden.

Interaktives Projekt

Das Team des Moduls Visualisieren war zuständig für die Umsetzung einer interaktiven Echtzeitanwendung, welche zum Ziel hatte, die Arbeiten der Studierenden eindrücklich im Dome des Igloos in Szene zu setzen. Das Team entschied sich für knapp hundert animierte 3D-Fische, welche von den Studierenden in einem vorherigen Modul gezeichnet wurden. Es handelte sich dabei um animierte Fische, welche in eine Unterwasser-Szene integriert wurden, in welcher die Fische pausenlos um den Betrachter/die Betrachterin kreisen. Im Hintergrund läuft Musik, auf welche die Fische reagieren und je nach Frequenzanalyse mal schneller und mal langsamer schwimmen. Des Weiteren erscheinen in Luftblasen Texte, welche von den Studierenden stammen, um dem ganzen nochmals einen persönlicheren Anstrich zu verleihen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer können mit den Fischen interagieren, indem sie ein kleines U-Boot steuern und so deren Bewegung beeinflussen.

Nebst dem illustrativen Aspekt, soll das Projekt Studierende zukünftig auch motivieren, indem es deren Arbeiten in einen persistenten Kontext einbettet und ihnen so mehr Gewicht verleiht. Es war zudem ein erster Versuch, mithilfe der Game Engine Unity, interaktive Inhalte für das Igloo zu produzieren.

Technische Details 

Technisch betrachtet handelt es sich beim Igloo Dome um eine 360-Grad-«Leinwand» mit einer Höhe von 2.50 Meter und 6.00 Meter im Durchmesser. Diese wird von fünf synchronisierten Hochleistungs-Beamern mit einer Gesamtauflösung von 8000 mal 1000 Pixel bespielt. Dies ermöglicht eine permanente Rundumsicht für beispielsweise 360-Grad-Fotos, -Filme oder interaktive Anwendungen. Das Herz der Einheit bildet dabei die vom Hersteller «Igloo Vision Limited» selbst entwickelte Steuerungssoftware sowie eine enorm leistungsfähige Grafikkarte. Diese Komponenten erlauben den Medieninput über die vielfältigsten Kanäle wie Festplatte, Web, Intranet, Game Engine oder auch über Network Device Interface.

Der Immersive Eindruck wird beim Einsatz von Bewegtbildern durch die integrierte 5.1 Surround Audioanlage noch zusätzlich gesteigert. Damit kann zum Beispiel die Lenkung von Zuschauerreaktionen deutlich gesteigert werden. Der Aufwand zur Erstellung von Inhalten muss in Anbetracht der recht hohen Darstellungsgrösse sowie der ungewohnt vielschichtigen medialen Abdeckung mit genügen Produktionsressourcen, sowohl zeitlich wie auch technisch, geplant und gut abgewogen werden.

Am Institut für Multimedia Production werden sowohl in der Lehre als auch in der Forschung kontinuierlich neue Technologien getestet und in verschiedenen Projekten eingesetzt. Mittels solcher Technologien soll der Studiengang inhaltlich und methodisch weiterentwickelt und hochwertige Lernumgebungen geschaffen werden. Zudem eröffnen sich dadurch auch neue Forschungsthematiken. Alle Institutsmitarbeitenden und Studierenden sollen von dieser Entwicklung profitieren können.

Prof. Ulrike Mothes ist Co-Instituts- und Studienleiterin, Nathaly Tschanz ist Modulleiterin CAS Augmented und Virtual Reality, Markus Jost ist Dozent und forscht in den Bereichen Mixed- und Virtual Realities, Marcel Näf ist Multimedia Producer und Gizem Yilmaz ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin, alle sind am Institut für Multimedia Production tätig. Alle vier Wochen diskutiert die Fachhochschule Graubünden an dieser Stelle aktuelle Themen aus Lehre und Forschung.

 

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