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​​​​​​​Zischlaut

Christian
Ruch
23.05.20 - 04:30 Uhr

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Mit der Rückkehr zur Normalität schlägt nun die Stunde der Spassbremsen und Miesmacher. Da verabreden sich in Basel ein paar Jugendliche an einem lauen Frühsommerabend zum harmlosen Bier im Ausgang, schon ist die ganze Schweiz empört und hat Herr Koch wieder was zu motzen. Ja, Gopf! Die Buben und Maitli wären selbstverständlich viel lieber abends daheim, um sich dort vom Grosi hüten zu lassen, aber das ist ja auch nicht erwünscht. Also treffen sie sich halt vor einer Beiz und hüten sich gegenseitig. Was sie auch machen, immer ist es verkehrt.

Wichtig ist nur, dass sie möglichst wenig sprechen. Denn wie neuste Forschungen herausgefunden haben, fördert lautes, an Zischlauten reiches Sprechen das Infektionsrisiko. Ausserdem stecke man sich meistens zu Hause und im öV an. Schon das entlastet die Basler Jugend, denn die traf sich ja sehr vorbildlich weder im öV noch zu Hause. Ganz schlimm ist jedoch die Kombination Zischlaut – öV: Nehmen wir an, Sie sind infiziert – oder wie Hobby-Virologen gerne sagen: infisziert – und sitzen im rappelvollen Intercity Zürich – Bern. Wenn Sie dann auf gepflegte Konversation mit Ihrem Gegenüber nicht verzichten wollen, ist es ganz wichtig, Zischlaute und eine feuchte Aussprache zu vermeiden. Wie eine Forschergruppe der Santa Corona University in Desinfection/USA herausgefunden hat, erhöht ein an Zischlauten reicher Satz wie «Tschechische Zwetschgen zwitschern schwyzerdütsch zum Cevapcici zwischen Tschiertschen und Tschetschenien» den Feuchtigkeitsgehalt der Aussprache um 35,7 Prozent. Wenn dieser Nebel dann virengeschwängert sein sollte, gut Nacht um sexy! Dann machen Sie aus Ihrem IC-Grossraumwagen sozusagen ein wahres Ischgl für Pendler. Sie müssen also, falls Sie bereits Symptome verspüren sowieso, wohl oder übel auf Konversation über zwitschernde tschechische Zwetschgen zwischen Tschiertschen und Tschetschenien vertschichten.

Aber vielleicht finden Sie noch ein anderes Gesprächsthema. Die sorglosen Saugoofen in Basel zum Beispiel, die sich um Abstandsregeln keinen Dreck mehr scheren. Sie selber sitzen zwar auch ohne Schutzmaske im Zug, aber das ist natürlich was völlig anderes, denn Sie sind ja auch schon erwachsen. Oder?

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