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Bussgeld

Christian
Ruch
07.03.20 - 04:30 Uhr

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Wie ich Ihnen vor zwei Wochen mitteilen konnte, bin ich neuerdings Bürger dieses Landes. Also noch nicht so ganz, weil es fehlt noch der Pass. Da viele Pässe derzeit Wintersperre haben, dauert das noch ein bisschen. So ist halt das Leben in Graubünden.

Viel schlimmer finde ich jedoch, was sich in der anderen Ecke der Schweiz zugetragen hat: Da haben doch so rotzfreche, oder aktualisiert gesagt: auswurffreche Basler dem Bundesrat Berset eins gehustet und ihm allen Verboten zum Trotz einen Morgestraich gespielt. Unverantwortlich ist das! Wo man doch weiss, dass dieses nervige Gepfeife und Getrommel erst recht dafür sorgt, dass sich Viren in den menschlichen Körper flüchten, um sich in einem möglichst schalldichten Lungenbläschen die Ohren zuzuhalten. Solch eine dreiste Insubordination hätte die Churer Stadtpolizei garantiert nicht geduldet! Die greift schon gnadenlos durch, wenn man wie ich neulich bei einer sagen wir mal so: sehr dunkelgelben Fussgängerampel den Zebrastreifen überquert. Auf der anderen Seite empfing mich ein sehr netter Beamter besagter Stadtpolizei, bat mich um meinen Ausweis und anschliessend um, ja, wie soll ich das jetzt formulieren?, so eine Art Spende für die Stadtkasse in Höhe von CHF 20. Und wissen Sie was? Fast wären mir Tränen der Rührung über die Wangen gekullert. Seit ich in der Schweiz lebe, wurde ich als Gast in diesem Land immer sehr rücksichtsvoll und schonend behandelt. Mit Abstimmungsvorlagen zu Fragen wie zum Beispiel nach der Höhe der AHV für Wohneigentümer, die so freizügig sind, Lesben und Schwule aus der EU nicht zu diskriminieren, aber auf die Nachjagd gehen, wurde ich bislang ebenso wenig belästigt wie mit irgendwelchen Wahlprospekten. Und auch Bussen bekam ich in all den Jahren noch nie. Dass jetzt der Welpenschutz vorbei ist und ich als Churer Bürger für meine geliebte Stadt 20 Franken abdrücken darf, ist der endgültige Beweis: Ich bin angekommen in der Schweiz! Ist das nicht wunderbar?

Apropos: Zu meiner Einbürgerungsparty rechne ich mit mehreren tausend Gästen. Ist verboten, ganz klar – aber gibt es was Schöneres als mit staatsbürgerlichem Stolz Regierungserlasse zu sabotieren? Finden die Basler übrigens auch!

 

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