Maissen meint: Auf die Kombination kommt es an
Haempa Maissen ist Wertschöpfungsdirigent und Brückenbauer. In loser Folge lässt er seinen Gedanken rund um den Arbeitsplatz freien Lauf.
Es ist schön, wenn man frische, unverbrauchte Ideen zu hören bekommt. Sie sind es, die uns zum Nachdenken anregen. Sie lassen uns immer wieder erkennen, wie mannigfaltig Denkstrukturen sein können. Sie verblüffen uns, weil sie uns unterschiedlichste Betrachtungswinkel aufzeigen. Winkel, aus denen wir eine Herausforderung eben nicht beleuchtet hätten und mit denen uns potenzielle Lösungsansätze vielleicht entgangen wären. Frische, unverbrauchte Ideen treiben uns voran – ob im privaten Umfeld, im beruflichen Alltag oder in langfristigen wirtschaftlichen Entscheiden.
Scheindiversität statt individueller Persönlichkeitsentwicklung
Leider kommen sie nicht mehr allzu oft vor - die frischen, unverbrauchten Ideen. Sowohl die Gesellschaft als auch das als Paradies der freien Meinungsäusserung gefeierte Internet laufen Gefahr, in einer Scheindiversität und in einem Übermass an Anpassung zu enden. Statt Persönlichkeitsentwicklung zu fördern, werden Meinungen in vorgefertigte Hashtags gestampft. Statt Ideen zu hinterfragen, werden sie von Individuen und Organisationen abgeschaut und als die eigenen verkauft. Die unbegrenzten Möglichkeiten zur heutigen Meinungsbildung und Lösungsentwicklung scheinen zu einer Eindämmung der Kreativität und einem Verlust der Unabhängigkeit geführt zu haben. Dabei wird autonomes Denken gebraucht wie selten zuvor. Um den Herausforderungen von heute zu begegnen, reichen die Rezepte von gestern nicht mehr aus. Neue Ideen müssen her, Einfallsreichtum ist gefragt! Nur, wie stellt man das an?
Ungeschliffenen Ideen eine Chance geben
Vielleicht könnte ein erster Schritt sein, überhaupt in Bewegung zu kommen und sich auf die eigenen ungeschliffenen Gedanken zu konzentrieren. Denn auch wenn eine Herausforderung in sich eine individuelle Betrachtung erfordert, ist es einfacher, bestehende Lösungen als gegeben und als passend für die eigenen Probleme zu erachten. Statt einem unfertigen Lösungsansatz eine Chance zu geben, wird auf das Rezept von gestern zurückgegriffen. Statt Konformität zu durchbrechen, wird das Altbekannte bevorzugt. Doch Lösungen werden nicht besser, wenn man sie einfach übernimmt.
Offener Dialog und kreative Kollaboration
Hat man die erste Hürde bewältigt und den Willen entwickelt, eigene Ansätze zu kreieren, machen sich schnell die routinierten Methoden zur Ideenentwicklung und Lösungsfindung breit. Doch Automatismus ist es, der jegliche Art von Kreativität und Einfallsreichtum vertreibt. Jetzt gilt es, kritisch zu sein und die eingesessenen Denkmuster abzulegen. Neue Ideen entwickeln sich nicht in der Routine in einer isolierten Kammer, sondern entstehen im offenen, kreativen Dialog mit sich selbst und zwischen Individuen. Dabei sollten wir den Mut haben, selbstsicher zu sein und uns auf unsere eigenen Ansätze zu verlassen. Gleichzeitig gilt es, diese in kreativer Kollaboration mit den Ideen unserer Kolleginnen und Kollegen zu kombinieren und andersartigen Denkansätzen genauso eine Chance zu geben wie den eigenen. Und erscheinen sie noch so abwegig, sollte ihnen mit Zuversicht begegnet werden, denn sie könnten der Schlüssel für ein ungelöstes Problem sein.
Es ist schön, wenn man frische, unverbrauchte Ideen zu hören bekommt. Noch schöner ist es, sie selbst zu gestalten. Dabei kommt es auf die Kombination an: Die Kombination aus Dynamik, Selbstvertrauen, Offenheit und Kollaboration. Indem wir unseren ungeschliffenen Ideen eine Chance geben, konforme Denkmuster durchbrechen und kreative Kollaboration fördern, erschaffen wir Einfallsreichtum. Und Einfallsreichtum kreiert einzigartige Lösungen.
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