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Alle für einen und eine Begrüssung für alle

Tap tap tap tap. Das sanfte Geräusch zaubert mir mindestens zweimal täglich ein Lächeln aufs Gesicht.

Corinne
Raguth Tscharner
02.02.21 - 04:30 Uhr

Jeweils weit über eine halbe Million Katzen und Hunde leben in der Schweiz – ein Teil von ihnen bei Mitgliedern der Redaktion. Im Blog «Hund und Katz» erfahrt ihr, wie das Zusammenleben von Redaktorinnen und Redaktoren mit Katzen und Hunden funktioniert.

Tap tap tap tap. Das sanfte Geräusch zaubert mir mindestens zweimal täglich ein Lächeln aufs Gesicht. Ich höre es, wenn ich aufstehe und wenn ich am Mittag und am Abend die steinernen Treppenstufen zu meiner Wohnung erklimme. Es bedeutet für mich mehr als alles andere «heimkommen». Spätestens beim zögerlichen «Miau» ist nicht nur mir, sondern auch jedem Besucher klar, welches Wesen auf der anderen Seite der Wohnungstüre steht und für das leise, tapsende Geräusch verantwortlich ist.

Das Begrüssungsritual ist eines von vielen kleinen Highlights, die mir meine beiden Stubentiger täglich bescheren. Aramis und Porthos sind zwei dunkelgetigerte Kater aus dem St. gallischen Oberterzen. Seit dreieinhalb Jahren leben sie mit mir in einer Wohngemeinschaft und das tägliche Begrüssungsritual haben sie noch kein einziges Mal ausfallen lassen. Auf das Tapsen und das Miau folgen nach dem Öffnen der Türe erwartungsvolle Blicke, ein ausgiebiges Umschmeicheln meiner Beine und im Gegenzug eine ganze Menge Streicheleinheiten. Oft ist bei mir die Freude über das Wiedersehen so gross, dass mich die grossen Kateraugen problemlos dazu überreden, einen kleinen Snack für die beiden aus der Schublade zu zaubern.    

Das Tapsen ist aber das, was alle Besucher und mich als erstes in Empfang nimmt und dafür ist eigentlich nur einer der beiden Kater verantwortlich. Ist Aramis die Leichtfüssigkeit in Katerperson, fehlt Porthos die den Katzen so oft zugeschriebene Grazilität ganz seinem literarischen Namensgeber getreu. Porthos ist einer der drei berühmten Musketiere aus der Feder des französischen Schriftstellers Alexandre Dumas, dessen Werk «Die drei Musketiere» eines meiner absoluten Lieblingsbücher ist. Und dieser Liebe habe ich in Form der Namensgebung meiner Vierbeiner Ausdruck verliehen.

Porthos Schritte werden gehört, auch hinter der dicken weissen Haustür. Balanceakte auf der Couchlehne oder dem Katzenbaum enden nicht selten mit einem Sturz, angekratzten Möbeln und einem ebenso angekratztem Katerstolz. Auch wenn er Letzteres meist gekonnt zu überspielen weiss, indem er so tut, als wäre das Missgeschick Absicht gewesen. Gebe es einen Oscar für tierische Schauspielleistungen, Porthos hätte die Auszeichnung auf sicher.

Auch mit seiner festen Statur eifert er seinem Namensgeber nach. Gross, stark, gutmütig, aber nicht ganz so intelligent wie seine Kameraden, zu denen in Dumas Büchern auch Aramis gehört. Aramis, der in diesem Fall auch in Katerform so abenteuerlustig und aufgeweckt ist wie sein literarisches Vorbild. Der Menschen so lange umschmeichelt, bis er das bekommt, was er will. Zum Beispiel eine ausgiebige Begrüssungsstreicheleinheit oder den besagten Begrüssungssnack, sobald ich nach Hause komme.

Bleibt noch der dritte Musketier im Bunde, Athos. Der logischen Schlussfolgerung entsprechend bin das wohl ich. Ein Anführer, der für das Wohl der anderen Musketiere sorgt und auch mal ganz schön grimmig rüberkommen kann. In meinem Fall ist die Grimmigkeit aber spätestens dann weg, wenn mich jeden Morgen nach dem Aufstehen und jeden Abend beim Nachhausekommen ein sanftes Geräusch willkommen heisst. Tap tap tap tap.

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