×

Äs Glückschäferli

Marietta
Kobald-Walli
06.04.20 - 04:30 Uhr

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Endi Februar hei mr vur Walservereinigung uus än Sitzig gchan. Duä het s gheissä, mier gäbend nisch d Hand zum Grüezi hüt nid. Di meischtä heind gwüsst, wägä was nid. Wär schi duä scho än bitz schlau gmachet hed, was uf dr Wäld geid, hed naa dis naa ärfaarä, was in dr Lombardei abgeid. Sälber han i scho lenger ghöört, was z China passiert, will dört än Neffä huuset und ättä prichtet hed. Im Gägäsatz zun ünsch ischt är ämal ooni Maskä us äm Huus. Är hed das aber drnaa nie mee gmachet. D Lüüt heiend nä aangluäget, as ob är än Schweervrbrächer sii. Ünschä Soon ischt z Luzärn und hed allimal müessä mid dm Zug uuf und ab. Bim letschtä Mal uf dr Heireis, das ischt ättä am 10. Merz gsin, heiend viili ghuäschtet, eifach so dür di Gägend. Duä hei är än Maskä aangleid, schä aber gschwindhaft wider abgäzogä. Di Blick va dä Lüüt siiend ättä gsi, wiä diä z China. So si mr äbä vrschidä und nottä sitzend all im gliichä Boot.

Uf dr ganzä Wäld höcklend jetz viil Lüüt tähei, machend schi Sorgä um d Gsundheit va Ätti, Mamä, Naani und Eeni. Wüssend nid, ob sch no än Arbet heind, äs Iinchomä, wenn diä Ziit vrbii ischt, heind viil Fragä und niemet hed än chlaari Antwort. Engscht und Sorgä im Chleinä wiä im Grossä.

I sälber chan nid chlagä, wägä äs paar Absaagä va Läsigä, Uustelligä und Vrschiäbigä va Sitzigä. Das cha mä alls naaholä und au minä Maa hed mid dr Kompiuterbraschä än kriisäsichärä Tschopp, schliessli müessend jetz viili va tähei uus schaffä und bruuchend daadrbii Hülf.

Di gross Fraag ischt aber, was macht das alls mid ünsch, mid dr Gsellschaft? Luegend drnaa all Lender nu no für schi säb, wiä s jetz grad passiert mid all denä dringend benötigtä Schutzmaterialiä, Beatmigsgreet und Pillä? Vam Hüüslipäpiir we mr jetz gar nid redä. Äs wo düür vrstentli. Di Politikerlüüt sind hald irem Volch vrpflichtet und waarschindli giengti än fürchtigä Uufschrei dür ds Land, wenn eis, wa uheimli z chempfä hed, va eim, wa no nid oder nümä böösch dra ischt, Hülf überchiämti. Das hed dächi äbä drmid z tuä, dass grad dr Weschtä, asä mier, überhopt nid uf äsoo äswas vorbereitet gsi sind. Wär hätti das gädeicht?

Aber drnaa, wenn alls än bitz gruäiget hed, de müessti di Globalisierig au no anders, as Würtschaft, Gäld und Macht bedüütä. De müesstend di Vrantwortlichä wäldwiit ämal drüber redä, wiä mä gmeinsam und midänand derig Krisä meischtärä chönnti.

Ja, äs sind duuchli Ziitä und niemet weiss gnau, was drnaa chund. Aber we mr äs bitschi mee teetend für änand und midänand – nei nid ds gäbruuchtä Hüüslipäpiir teilä – de chönnti s no guät choon.

Äs hübschs Biispiil für ds Midänand und Füränand han i nächti vür ünscher Huustür gfundä. Äs Glückschäferli, va Straaliger-Goofä uf Steinli gmaalet und allnä vor d Huustür gleid. Derigs ischt uusinnig än gfreuti Sach und ärwermet eim ds Härz. In Gedankä leggi eu allnä au äsoo äs Glückschäferli vür di Tür.

* Marietta Kobald-Walli, geboren 1960, lebt in Strahlegg/Fideris. Sie ist Fotografin und Journalistin, Hochbauzeichnerin, Ehefrau und Mutter von zwei Kindern.

Wörtliübersetzig
nisch   uns
huuset   wohnt
nottä   trotzdem
Ätti   Vater
Eeni    Grossvater
für schi säb   für sich selber
dächi    eigentlich ‚denke ich’, wohl
gädeicht    gedacht
än bitz gruäiget hed    ein bisschen ruhiger geworden ist
drnaa   danach
nächti    gestern Abend
Straaliger-Goofä   Kinder aus Fideris Strahlegg

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.