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Aus eins mach zwei

Kristina
Schmid
29.05.20 - 04:30 Uhr
BRUNA BRUNA / PIXABAY

Beginnt das Chaos jeden Tag von vorn, sagen wir: Herzlich Willkommen im Familienleben. Unser Alltag reiht verrückte, bunte, profane und ab und zu unfassbar perfekte Momente aneinander. Das Leben als Mama oder Papa ist eine aufregende Reise, auf die wir Euch nun mitnehmen. Ganz nach dem Motto: Unser Alltag ist ihre Kindheit.

Ein zweiter blauer Strich auf dem Teststreifen. Aus dem Gefühl wurde Gewissheit. Ich werde erneut Mama. Das gleiche wunderbare Gefühl, das ich bereits aus meiner ersten Schwangerschaft kannte, überkam mich. Und doch war dieses Mal alles anders. Schwangerschafts-Müdigkeit bekommt mit einem zweijährigen Kleinkind an der Hand eine ganz neue Bedeutung, und dem Körper viel, viel mehr Ruhe zu gönnen wird mit einer Grosseltern-freien-Coronazeit verunmöglicht. 

Natürlich habe ich mir das alles anders vorgestellt. Und doch stehe ich nun schon hier: Die Hälfte der Schwangerschaft ist um. Der Bauch ist gewachsen. Die ersten Kindsbewegungen sind spürbar und wunderschön. Die Schwangerschaft läuft dieses Mal mehr so nebenbei und ich nehme sie auch nicht wirklich jede Sekunde bewusst wahr. Aber abends, wenn ich zur Ruhe komme und mit meinem Ehemann auf der Couch sitze, dann ist es wieder da: Dieses magische Gefühl, das ich noch aus der ersten Schwangerschaft kenne. Diese Vorfreude auf das noch unbekannte Kind, das wir jetzt schon so sehr und über alles lieben. Auch ohne aktuelles Ultraschallbild. Auch ohne Schwangerschaftsbücher und all dem anderen Hype wie etwaigen Babypartys und Junge-oder-Mädchen-Partys?

Keine Frage: Die Zeit fehlt. Zeit, um einfach zu geniessen und zu entspannen. Doch der Vorfreude tut dies keinen Abbruch. Die Vorfreude ist da. Auf einen Babymund, der nach Milch und einen Kopf, der nach Keks riechen wird. Auf die vielen Knöpfe an Body und Strampler. Auf die Mini-Fingernägel, die viel zu schnell wachsen. Auf kleine Fäustchen, die man kaum auseinander bekommt, weil sie so fest zugreifen können. Auf die Babytrage und die Wärme des Kindes. Darauf, mein zweites Kind wachsen zu sehen.

Und nein, ich habe keine Angst. Angst davor, meinem ersten Kind nicht mehr gerecht zu werden. Meinem zweiten nicht so viel Liebe und Zeit schenken zu können wie meinem ersten. Ich kenne diese Sorgen von Freundinnen. Aber um ganz ehrlich zu sein: Die Sorgen würden auch nichts daran ändern, dass das zweite Kind nun unterwegs ist. Natürlich könnte ich mir deshalb nun jeden Tag den Kopf zerbrechen, meinem Sohn bereits jetzt jeden Tag erzählen, wie das sein wird, wenn das Baby mal da ist. Ihm entsprechende Kinderbücher kaufen. Das Problem ist: Egal, wie viel Zeit ich darauf auch verwende, nichts wird weder ihn noch uns darauf vorbereiten können, wie es tatsächlich mit einem zweiten Kind sein wird. Schliesslich konnte mich auch nichts und niemand auf mein erstes Kind vorbereiten.

Nach zwei Jahren Chaos ist bei uns wohltuende Routine eingekehrt. Wir schlafen genügend, wenn nicht gar viel. Wir haben Zeit für uns als Paar. Wir haben uns als Familie eingespielt. Und das Leben meint es zurzeit gut mit uns. Doch wir wissen auch, dass unser zweites Kind dieses Gleichgewicht ins Wanken bringen wird. Wir sind nicht naiv. Doch so, wie wir die Veränderung von Paar zu Familie und das erste Jahr mit Baby gemeistert haben, so werden wir auch diese Veränderung mit all den dazugehörigen Höhen und Tiefen meistern. Und zwei Dinge weiss ich jetzt schon: Wir können uns glücklich schätzen, ein zweites Kind zu bekommen. Und unser Sohn wird ein toller grosser Bruder.

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