Maissen meint: Perspektiven brauchen Möglichkeiten
Haempa Maissen ist Wertschöpfungsdirigent und Brückenbauer. In loser Folge lässt er seinen Gedanken rund um den Arbeitsplatz freien Lauf.
Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Keine neue Erkenntnis. So weit so unspektakulär. Das Schweizer Bildungssystem bewährt sich. Junge Talente haben unzählige Möglichkeiten, ihre Karriere zu starten, sie umzugestalten, alternative Wege zu finden und am richtigen Ort anzukommen. Dennoch beklagen wir in gewissen Bereichen einen Fachkräftemangel. Die Fachkräfte sind zwar bestens ausgebildet – leider sind es aber insgesamt zu wenige. Für den Kanton Graubünden noch prekärer: die Talente wandern ab – dorthin wo man sie ausbildet. Dort wo früher die schwächsten Glieder in der Kette waren, werden für Graubünden bald gar keine mehr vorhanden sein.
Unternehmen in die Verantwortung nehmen
Offensichtlich scheuen viele Betriebe den Aufwand, in junge Talente zu investieren. Sie leben auf Kosten der anderen. Das muss sich ändern. Unternehmen in Graubünden müssen Verantwortung übernehmen und junge Talente ausbilden, die irgendwann als starkes Glied in der Kette den Erfolg unseres Kantons sichern können.
Die Skills der Zukunft heute lernen
Die Digitalisierung kommt. Mit dem vermehrten Einsatz von digitalen Tools und Techniken verändern sich die Kompetenzanforderungen in den Berufen – selbst dort, wo früher manuelle Routine gefragt war, wird nach analytischen und interaktiven Fähigkeiten gefragt. Dies gilt übrigens nicht nur für Lernende. Die lebenslange Lehre ist heute aktueller denn je. Man hat nie ausgelernt. Die Skills der Zukunft müssen heute gelehrt werden – in allen Bereichen.
Wer nicht ausbildet, bezahlt
Unkenrufer haben wir zur Genüge. Ihre Klagelieder hört man an jeder Strassenecke. Leider bleiben sie oft dabei, das Offensichtliche zu beschreiben, statt Verantwortung zu übernehmen und Missstände zu korrigieren. Dabei wäre das nicht allzu schwierig. Wenn jedes Bündner Unternehmen, das mehr als zehn Mitarbeitende beschäftigt, Lernende ausbildet und so das Fachwissen in Graubünden weitergibt, schmieden wir gemeinsam an der erfolgsversprechenden Zukunft unseres Kantons. Betriebe, die nicht ausbilden, zahlen eine Ersatzabgabe.
Nutzen wir unser ideales Bildungssystem
Eine Robotersteuer – sprich die Bestrafung des Einsatzes moderner Arbeitsmittel ist der falsche Ansatz. Er basiert auf der Annahme, Roboter und neue Technologien würden uns die Arbeit wegnehmen. Eine Studie von Deloitte zeigt, dass in der Schweiz zwischen 1999 und 2010 für jeden durch die Digitalisierung verloren gegangenen Arbeitsplatz zwei neue entstanden sind. Der Bedarf an Arbeitskräften schwindet nicht – er verlagert sich. Durch lebenslanges Lernen können wir diese Verlagerung nutzen. Wir haben das ideale Bildungssystem dazu.
Ausbildung als moralische Verpflichtung
Es dürfen nicht die bestraft werden, die mit der Zeit gehen, sondern diejenigen, die darauf warten, dass andere Verantwortung übernehmen. Die Ausbildung junger Talente muss zur moralischen Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft werden. Gleichzeitig braucht es die Bereitschaft, neue Techniken und Tools im Betrieb einzuführen und smarte Köpfe auszubilden und zu beschäftigen. Im Zentrum stehen für einmal nicht die finanziell erfolgreichen, sondern jene Unternehmerinnen und Unternehmer, die auch Visionen haben. Sie sind die Vorbilder, die junge Talente zum Berufseinstieg motivieren können. Aus ihnen werden die Kettenglieder, die unsere Zukunft sichern. Betreiben wir den Aufwand und schmieden wir sie heute – gemeinsam.
Haempa Maissen, Unternehmer. In loser Folge lässt der Geschäftsführer von 08EINS seinen Gedanken rund um den Arbeitsplatz freien Lauf.
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Bereits Abonnent? Dann schnell einloggen.