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Revolution macht nicht – sie verändert

Haempa
Maissen
02.08.18 - 04:30 Uhr

Haempa Maissen ist Wertschöpfungsdirigent und Brückenbauer. In loser Folge lässt er seinen Gedanken rund um den Arbeitsplatz freien Lauf.

Er wird aktuell inflationär bemüht – der Begriff der Digitalisierung. Für die einen ist die Digitalisierung die einzig seligmachende Chance, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Für die anderen steht die Digitalisierung für die fragwürdige Entwicklung unserer Gesellschaft hin zum gläsernen Bürger, wie ihn George Orwell beschrieben hat. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Wahrscheinlich wird sich die Digitalisierung nicht verhindern lassen. Die Welt dreht sich nun mal schneller, als es manchen lieb ist – das hat sie schon immer getan.

Das Verständnis des Begriffes Digitalisierung divergiert. Einige vermuten, dass die Digitalisierung erreicht ist, wenn jedes Tal unseres Kantons über einen Breitband-Anschluss verfügt. Mit aktuellen Entwicklungen in der Mobilfunkbranche – Stichwort 5G-Netz – werden die Kabel-Leger im Tal aber von der weltweiten Entwicklung überholt. Wir werden morgen – vielleicht übermorgen – drahtlos über die schnellere Internetverbindung verfügen, als heute über Glasfaserkabel. Wenn das also nicht die Digitalisierung ist – was ist sie dann?

Werfen wir einen Blick auf das Management-Modell der Universität St. Gallen: In der Entwicklung vieler Unternehmen wechseln sich eher evolutionäre, inkrementelle Phasen mit eher revolutionären, radikalen Phasen ab. Auf Phasen einer kontinuierlichen Optimierung folgen Phasen einer grundlegenden Erneuerung. Während Optimierung mit der Verbesserung innerhalb gegebener Strukturen verbunden ist, verlangt Erneuerung grundlegende Veränderungen der bestehenden Strukturen, somit neue Denkweisen und Verhaltensmuster.

Wir befinden uns mitten in der nächsten industriellen Revolution. Es hat sich aus-optimiert. Macher verwalten – Veränderer revolutionieren. Dafür müssen wir alte Zöpfe abschneiden. Das gilt für Wirtschaft, Politik und für jedes Individuum. Sehen wir die Digitalisierung als Chance, uns von Einzelmasken hin zu einer grossen Community zu entwickeln. Die Arbeitswelt wird kooperativer, die Gesellschaft kosmopolitischer. Ein jeder wird seinen Beitrag zum grossen Ganzen ortsunabhängig und zu jeder Zeit leisten können. Digitale Nomaden werden zur Regel. Neue Denkweisen und eine moderne Denkhaltung sorgen für positive Strahlkraft und damit für ein gutes Standortmarketing.

Sprechen wir über die Ängste, die im Zusammenhang mit der Digitalisierung geschürt werden. Anfang 2018 wurden in Deutschland 500 Unternehmen zum Thema Digitalisierung und dem damit verbundenen Wegfall von Arbeitsplätzen befragt. Fazit: jede vierte Firma sieht sich durch die Digitalisierung in ihrer Existenz bedroht. Verwundert uns das? Wohl kaum. Man kann einen Skilehrer auch fragen, ob er um seinen Job bangt, wenn es bald keinen Schnee mehr gibt. Natürlich tut er das. Der clevere Skilehrer macht sich jedoch Gedanken darüber, wie er seine schnee-unabhängigen Stärken, wie zum Beispiel Sportlichkeit, geübter Umgang mit Menschen oder Führungsqualitäten in einer anderen Hauptbeschäftigung einbringen und damit erfolgreich sein kann.

Kurz zusammengefasst: Die Kompetenz-Anforderungen an uns werden sich mit der digitalen Revolution verändern. Rein repetitive Arbeiten werden digitalisiert und optimiert. Emotionale Kompetenzen werden wichtiger und sie können vor allem nicht digitalisiert werden. Niemand wird obsolet. Wir kommen uns näher. Freuen wir uns darauf. Als Gesellschaft und als Individuen. Wir stecken mitten in der digitalen Revolution – lasst uns die Gegenwart verändern.

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