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Wasserköpfe oder Perspektiven

Haempa
Maissen
15.05.17 - 16:26 Uhr
SBB Zug Bahnhof Chur Adventstürli
OLIVIA ITEM

Haempa Maissen ist Wertschöpfungsdirigent und Brückenbauer. In loser Folge lässt er seinen Gedanken rund um den Arbeitsplatz freien Lauf.

Work-Life-Balance wird beschrieben als das Verhältnis (Balance) zwischen Arbeit (Work) und Leben (Life). Dabei sollen sich Work und Life die Waage halten. In meinem Verständnis sind Work, Life und Balance drei gleichwertige Pfeiler, die uns stützen und sich gegenseitig beeinflussen. Work ist der Arbeitsplatz. Life – und da kommt nun der Unterschied zum landläufigen Verständnis – bedeutet für mich Privat- und eben auch Berufsleben. Life findet nicht ausschliesslich ausserhalb der Geschäftszeiten statt. Balance schliesslich, ist für mich alles, was zum Ausgleich beiträgt und uns Erholung und Energie gibt. Sind die drei Säulen ausgeglichen, schaffen sie Perspektiven.

Lasst die Kommune leben

In Graubünden haben wir noch etwas Work, das zu stark vom Tourismus abhängig ist. Wir haben Balance in Hülle und Fülle. Wovon wir zu wenig haben ist Life. Wir haben kaum Communities, die den Austausch unter Gleichgesinnten zulassen oder fördern. Was uns meines Erachtens fehlt, ist die Möglichkeit für Menschen aus allen Branchen, sich ausserhalb ihrer vier Budenwände mit Ihresgleichen auszutauschen.

Schreihälse sind nur kleine Napoleons - wir brauchen wahre Grösse

Fachkompetenz, moderne Ideen sowie unternehmerischer Weitblick müssen in diesen Communities gelebt und gefördert werden. Lautstärke, an Arroganz grenzendes Selbstvertrauen und die Bequemlichkeit alteingesessener Ur-Mitglieder sind die falschen Attribute dafür. Starke Communities schaffen Perspektiven für Mitarbeitende und Firmen. Die Perspektive, in der Region einen gleichwertigen Job zu finden, wenn der ursprüngliche wegfällt. Die Perspektive, in einer Ferienregion Leistungen zu erbringen, die internationalen Vergleichen standhalten. Die Perspektive, kompetente Mitarbeitende zu finden. Communities und Perspektiven schaffen Sicherheit und Standort-Attraktivität. So holen wir die Qualität an Menschen und Fachwissen zu uns, die wir brauchen, um uns nicht alleine auf das Label «Ferienecke der Schweiz» verlassen zu müssen. Qualität zieht Qualität nach sich.

Wasser marsch - Probleme gelöst

Wenn wir weiter blind das sprichwörtlich vor sich hinsiechende Pferd «Tourismus» totreiten, verpassen wir irgendwann den Moment, uns nach anderen Reittieren umzusehen. Dann können wir am Walensee ein Schild montieren, auf dem «Nationalpark» steht oder unsere Region fluten und einen grossen Stausee daraus machen. Damit hätten wir dann zumindest zur Energiestrategie 2050 beigetragen oder den letzten Tropfen aus der Zitrone «Tourismus» gepresst.

Graubünden: Moloch oder smart

Wer ist denn jetzt aber dafür verantwortlich, dass wir in Graubünden ein Life mit Perspektiven entwickeln können, dass Spezialisten und Fachkräfte und damit Wachstum zu uns gelangen? Und was muss getan werden? Als erstes sollten wir anfangen, Mauern einzureissen und alte Denkweisen ad acta zu legen. Wir müssen gemeinsam Leben in unsere Talschaften pumpen. Chur

kann dabei als Herzmuskel fungieren. Dafür muss es aber möglich werden, unter einer Stunde von Chur nach Zürich oder St.Gallen zu gelangen. Unsere Hochschule muss sich klar positionieren und spezialisieren können und nicht zum akademischen Gemischtwarenladen verkommen. Differenzierung lautet das Stichwort.

Ein smartes Zentrum für unsere Zukunft

Wir müssen uns klar positionieren. Warum nicht als Technologiestandort? Warum soll aus Graubünden nicht SMART-Valley werden? Das Know-How ist vorhanden. Die ersten wichtigen Schritte zum Work sind gemacht. Balance haben wir zu bieten wie kaum ein anderer Ort. Wenn wir jetzt gemeinsam Life schaffen und uns für Spezialisten attraktiv machen, haben wir alle drei Pfeiler, auf denen wir die Zukunft unserer Heimat bauen können.

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