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Wolfspräsenz ja, Nutztierrisse nein

Der Alpsommer ist für die meisten Davoser Älpler passé. Im Gegensatz zur Nachbargemeinde Klosters mussten im Landwassertal keine vom Wolf verübten Nutztierrisse verzeichnet werden. Doch auch in Davos treibt sich das Grossraubtier herum.

Andri
Dürst
01.10.22 - 12:18 Uhr
Leben & Freizeit
Wohl eines der neueren verfügbaren Wolfsfotos im Kanton: Ein Welpe des neuen Wolfrudels Wannaspitz, fotografiert am 7. August.
Wohl eines der neueren verfügbaren Wolfsfotos im Kanton: Ein Welpe des neuen Wolfrudels Wannaspitz, fotografiert am 7. August.
zVg/Bündner Amt für Jagd und Fischerei

Diese Meldung vom Montag dürfte bei vielen Klosterser Bauern für etwas Aufatmen gesorgt haben: «Am 24. September morgens hat ein Jäger während laufender Bündner Hochjagd einen Wolf auf dem Gemeindegebiet von Klosters erlegt. Der Abschuss gelang in dem dafür vom Kanton vorgegebenen Abschussperi­ meter. Beim erlegten Tier handelt es sich um einen weiblichen Wolf.» Vorangegangen ist dem Wolfsabschuss eine verfrühte Alpentladung im Schlappintal, die der Schafsbesitzer nach dem Verzeichnen von zahlreichen gerissenen Tieren veranlasste.

Keine Bedrohung für Menschen

Doch wie sieht die Situation auf dem Davoser Gemeindegebiet aus? Ricardo Engler, Bezirkschef der regionalen Wildhut, sagt der DZ auf Anfrage: «Bekannt ist, dass sich auf der rechten Talseite, im Grenzgebiet zum Albulatal, seit dem Frühsommer ein Wolfspaar aufhält. Auch gibt es immer wieder Hinweise auf Einzelwölfe, die den Unterschnitt durchstreifen.» Nutztierrisse habe man in der Gemeinde Davos aber keine verzeichnen müssen.

Für die Wolfsthematik wurde Anfang Jahr eine «Arbeitsgruppe Wolfpräsenz in Davos» gebildet. Wie deren Leiter Mirko Pianta auf Anfrage festhält, habe man bislang beispielsweise noch keine Wegsperrungen aussprechen müssen. «Da es keine Gefahren für Menschen gab», wie er ergänzt. Auch die in der Nachbarschaft verzeichneten Risse hätten keine Situationen ausgelöst, wonach die AG Wolf zum Schutz der Bevölkerung eingreifen musste.

«Mulmiges Gefühl»

Am meisten betroffen von der Wolfspräsenz sind wohl die Landwirte. Wie die Präsidentin der Bauernverbandes, Karin Ehrensperger, auf Anfrage der DZ erklärt, seien nun die meisten Tiere bereits im Tal oder kämen im Verlauf dieser Woche von den Alpen zurück auf die Heimbetriebe. «Aber auch auf den Weiden der Heim­betriebe sind Wolfsangriffe nicht ausgeschlossen», betont sie. Und die Davoser Landwirte und Älpler hätten während des Sommers mehrfach Wölfe gesichtet. Mit welchen Gefühlen erlebten also die Davoser Bauern den vergangenen Alpsommer in Bezug auf die Wolfsgefahr? «Viele haben ein mulmiges Gefühl und eine latente Angst um die Tiere und vor der Reaktion der Herden nach einer Konfrontation mit Wölfen.» Bis jetzt sei man glücklicherweise noch von Nutztierrissen verschont gewesen. «Aber auch wir müssen jederzeit mit Übergriffen auf unsere Tiere rechnen. Die Ohnmacht der Berufskollegen aus Bündner Gebieten mit vielen Rissen gibt uns einen Vorgeschmack, was auch auf uns zukommen könnte. Mit den tödlichen Angriffen auf ausgewachsene Mutterkühe am Schamserberg wurde Realität, was noch vor wenigen Jahren als unmöglich angesehen wurde.»

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