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Wilde Mannli ganz zahm

Es wurde mucksmäuschen still im Saal. Keiner der über 100 anwesenden Herren gab mehr einen Ton von sich. Grund für die Stille war ein in Graubünden wohl eher wenig bekannter Klang. «Dieses Instrument hat Kraft», meinte Alfred Stricker, als er sein «Chlausrölleli» zum Erklingen brachte.

Andri
Dürst
07.02.23 - 20:00 Uhr
Leben & Freizeit
Ehe man sich an einem einfachen, aber dennoch deliziösen Mahl erlaben konnte, galt es, den Ausführungen des Referenten zu lauschen.
Ehe man sich an einem einfachen, aber dennoch deliziösen Mahl erlaben konnte, galt es, den Ausführungen des Referenten zu lauschen.
zVg/Manuel Kurth

Doch um was geht es? Am letzten Freitagabend versammelten sich die Mitglieder der «Wildmannli Tafel uf Tafaas» und ihre Gäste zur alljährlichen Tafel im Sporthotel Central. Wie bei jedem dieser Anlässe spricht eine über den Tellerrand hinaus blickend Persönlichkeit zu einem aktuellen Thema. Mit Alfred Stricker konnte heuer ein Regierungsrat ge­wonnen werden. Der Vorsteher des ­Departements «Bildung und Kultur» und zugleich Landammann-Stellvertreter aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden sprach zum Thema «Wie investieren wir erfolgreich in den Humus der Gesellschaft?» Ganz zu Beginn seines Referates sorgte er mit seinem «Chlausrölleli» für die nötige Ruhe, und er begann mit seinen Ausführungen. «Humus begleitet mich schon das ganze Leben», erklärte der Bauernsohn aus Stein (AR). Er ging unter anderem auf das Wesen der Demokratie ein, erklärte, wieso es auch diktatorische Elemente brauche, die jedoch vorsichtig und nur in Verbindung mit Leadership eingesetzt werden sollten. Er ging auf die wichtige, aber scheinbar oftmals vergessene Feststellung ein, dass es wichtig sei, wenn die Politiker die Leute spürten. Dies gelte auch für Unternehmer: «Setzen Sie sich mit den Menschen auseinander», gab Stricker den Anwesenden – zu denen auch diverse Führungskräfte zählten – auf den Weg. Und etwas, das er als Bauer im Umgang mit Humus gelernt habe, darf wohl als Quintessenz seines Referats verwendet werden: «Wer nicht in den Boden investiert, kann nie etwas ernten». Den Abschluss machte der Regierungsrat jedoch nicht mit einem Schlusssatz, sondern mit abermals eigenwilligen Tönen. Er stimmte einen Jodel an und bat das Publikum, sich zu erheben und miteinzustimmen. Und so kam es, dass der ganze Saal von tiefen Männerstimmen durchdringt wurde. Es ist also durchaus möglich, auch «Wilde Mannli» zu zähmen.

Wildmannli-Schreiber Patrik Wagner (l.) und Wildmannli-Sprecher Marco Meyer (r.) überreichten Referent Alfred Stricker einen echten Davoser (Schlitten).
Wildmannli-Schreiber Patrik Wagner (l.) und Wildmannli-Sprecher Marco Meyer (r.) überreichten Referent Alfred Stricker einen echten Davoser (Schlitten).
zVg/Manuel Kurth
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