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Wie wird man eigentlich Diplomat?

Wissen ist Macht – und manchmal einfach auch unglaublich unterhaltsam. In unserer Serie «SOwas!» liefern wir euch regelmässig (un)nütze Erklärungen und Kuriositäten zum Staunen und Schmunzeln.

19.04.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Karriereziel: Diplomaten gibt es auf der ganzen Welt. Einen Lehrgang zum Diplomatenstatus aber nicht. Oder etwa doch?
Karriereziel: Diplomaten gibt es auf der ganzen Welt. Einen Lehrgang zum Diplomatenstatus aber nicht. Oder etwa doch?
Symbolbild

Ende 2014 waren 5166 gültige diplomatische Pässe der Schweiz im Umlauf. Doch wie unterscheiden sich unsere roten «Büechli» und ein solcher Pass? Das ist gar nicht so einfach zusammenzufassen, da es auch immer auf die Gesetze verschiedener Länder ankommt. Ein paar spezielle Punkte haben wir für euch dennoch rausgesucht. In der Schweiz erhalten die Angehörigen des Diplomatischen Corps unter gewissen Umständen zum Beispiel abgabenfreie Kraftstoffe wie Benzin und Diesel. Eine Diplomatin darf übrigens auch nicht zu einem Gerichtstermin geladen werden. Es sei denn, es geht um die Klärung des Diplomatenstatus. Sowieso: Gegen einen Diplomaten darf in keinem Fall ein Strafverfahren durchgeführt werden. Ob die dem Diplomaten vorgeworfene Tat im Dienst oder in der Freizeit begangen wurde, spielt dabei keine Rolle.

Traumjob Diplomat?

Einen Diplomatenstatus zu haben hat also deutliche Vorteile. Doch wie wird man Diplomatin? Auf der Website des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ist klar dargelegt, wer sich für die Ausbildung zum Diplomaten eignet. Dabei gibt es zweierlei Eintrittsverfahren, eines für Personen unter 30 Jahren und eines für Personen, die älter als 30 sind. Beginnen wir mit Letzterem, da dies um einiges unkomplizierter ist. «Das Eintrittsverfahren für die Profile II erfolgt individuell und je nach Personalbedarf des Departements.», schreibt das EDA. Mit Profile II sind wie erwähnt, Personen über 30 gemeint. Auf alle jüngeren Interessenten wartet ein Hürdenlauf zur Diplomatie.

Hohe Anforderungen treffen auf …

Zunächst sei gesagt – für das Aufnahmeverfahren zur Ausbildung muss man sich bewerben. Die Bewerbung zum Aufnahmeverfahren erfordert unter anderem einen Master-Hochschulabschluss inklusive Notenausweis, Sprachdiplom Niveau C1 von zwei Landessprachen – nicht älter als zwei Jahre und einen Strafregisterauszug. Danach folgt eine administrative Vorselektion. Das heisst, auch wenn die Bewerbung vollständig eingereicht wurde, wird man nicht zwingend zum Aufnahmeverfahren zugelassen. 

… ein anspruchsvolles Aufnahmeverfahren …

Im Fall eines positiven Bescheids warten nun neue Aufgaben auf angehende Diplomatinnen. Dies sind konkret: ein kognitiver Leistungstest, die Selbsteinschätzung im Persönlichkeitsverfahren und ein Bewerbungsvideo. Wurde auch diese Hürde erfolgreich gemeistert, ja, auch hier wird zunächst wieder selektiert, geht es wenige Wochen später weiter. Nicht nur das Verfassen einer politischen Analyse wird von den Aspiranten gefordert, auch schriftliche und mündliche Sprachprüfungen sind auf der Liste. Letzteres natürlich nur, falls keine aktuellen Sprachzertifikate vorliegen. Und dann folgt ein Gespräch über die Selbstevaluation.

 … und knallharte Prüfungen

Wer es bis hierhin geschafft hat, darf durchatmen. Aber nicht allzu lange, denn nun wird es richtig anspruchsvoll. Angehende Diplomaten dürfen sich nun auf mündliche Fachprüfungen in den Fächern Geschichte und Kultur, Staats- und Völkerrecht und Politik und Wirtschaft freuen. Die Kirsche auf dem Aufnahme-Sahnebecher ist dann das Gespräch mit der Zulassungskommission ganz zum Schluss. Immer mit dem Hintergedanken, dass man sich hiermit nicht auf den Job als Diplomat bewirbt – sondern lediglich auf die Ausbildung. 

Die eigentliche Ausbildung

Herzliche Gratulation – ihr habt es zur Ausbildung geschafft. Vor euch liegen im Normalfall 15 Monate voll mit theoretischer und praktischer Ausbildung und – wie könnte es anders sein – einem Schlussgespräch mit der Zulassungskommission. Anschliessend entscheidet die Chefin der Direktion für Ressourcen des EDA über die unbefristete Anstellung der Kandidatinnen und Kandidaten. 

Mara Schlumpf ist Redaktorin und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Ursprünglich kommt sie aus dem Aargau, hat ihr Herz aber vor einigen Jahren an Chur verschenkt.

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