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Tanzen und schwitzen für krebskranke Kinder

Am Sonntag findet in der Lintharena in Näfels ein Zumbathon statt: sich bewegen für einen guten Zweck. Die Einnahmen des Charity-Events gehen an die Elterngruppe Ostschweiz der Kinderkrebshilfe

Paul
Hösli
10.11.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Spass für eine gute Sache: Graziella Bättig-Di Giacomo hofft auf möglichst viele Teilnehmende am Zumbathon vom Sonntag in der Lintharena in Näfels.
Spass für eine gute Sache: Graziella Bättig-Di Giacomo hofft auf möglichst viele Teilnehmende am Zumbathon vom Sonntag in der Lintharena in Näfels.
Pressebild

Was bei einigen die Augen leuchten lässt, löst bei anderen höchstens ein Schulterzucken aus: Zumba? Was wie ein exotisches Tier oder eine Figur aus einem Disneyfilm klingt, ist ein Fitzesskonzept. Zumba kombiniert Fitnesstraining mit Tanzelementen, primär unterlegt mit lateinamerikanischer Musik, wie etwa Salsa. «Es soll in erster Linie einfach nur Spass machen», sagt Graziella Bättig-Di Giacomo. Die Ennendanerin weiss, wovon sie redet. Sie ist seit 20 Jahren Groupfitness-Instruktorin, und Zumba ist ihre grosse Leidenschaft.

«Den Weg zum Zumba habe ich über den Kampfsport gefunden. Früher habe ich Jiu-Jitsu gemacht, eine japanische Kampfkunst zur Selbstverteidigung. Diese Trainings waren oft auch mit Musik unterlegt», erklärt die 53-Jährige. Und das «Tanzfüdli» habe sie nicht etwa von ihrem italienischen Vater, wie man es aufgrund ihres südländischen Namens vermuten könnte, sondern von ihrer Mutter, einer Schweizerin.

Eine einstündige Party

Nach der Geburt ihrer Tochter vor zwölf Jahren wollte sie sich wieder sportlich betätigen und entdeckte dabei Zumba. «Es hat mich sofort gepackt», sagt Bättig-Di Giacomo. «Ich liebe die lateinamerikanische Musik, man fühlt sich wie in den Ferien. Zudem kann man beim Zumba sich selber sein», erklärt die Ennendanerin ihre Faszination für das Fitnesskonzept und ergänzt: «Es ist vielseitig, und es steckt viel Leidenschaft darin, man wird einfach mitgerissen.»

Sie arbeitet hauptberuflich als Fitness-Instruktorin und zu 40 Prozent in einem Büro. Zumba ist jedoch ihre ganz grosse Passion – und diese will sie weitergeben, wie sie sagt: «Das Ziel ist es, die Leute für eine Stunde in Partylaune zu versetzen. So, dass man unbewusst Fitness macht.»

Jeder ist willkommen

Graziella Bättig-Di Giacomo hat beschlossen, ihre Leidenschaft mit etwas Karitativem zu verbinden und hat 2017 den Zumba-thon ins Leben gerufen. Der Anlass am Sonntagnachmittag findet nach drei Jahren Pandemiepause wieder statt. «Wir hoffen, dass trotz der Unterbrechung etwa gleich viele Leute den Weg in die Lintharena finden, wie zuvor», so Bättig-Di Giacomo. Das seien jeweils rund 80 bis 100 Menschen aus der ganzen Region gewesen.

«Alle sind willkommen, egal wie gut sie tanzen können oder wie fit sie sind. Der Spass steht im Vordergrund, und niemand wird ausgelacht.»

Graziella Bättig-Di Giacomo, Fitness-Instruktorin

Drei Stunden dauert der Anlass. Das kann streng werden, schwitzen ist garantiert. «Man darf gerne eine Pause machen, das ist kein Problem. Zudem stehen Getränke und Früchte als Stärkung zur Verfügung, und es gibt eine zehnminütige Pause», sagt Bättig-Di Giacomo. Das Ziel des Zumbathons sei sowieso, nicht die üblichen Leute anzusprechen, welche Zumba bereits betreiben, sondern alle anderen. «Alle sind willkommen, egal wie gut sie tanzen können oder wie fit sie sind. Der Spass steht im Vordergrund, und niemand wird ausgelacht.» Man werde sowieso mitgerissen, auch als blutiger Anfänger, verspricht sie augenzwinkernd.

Ein Familienunternehmen

Das Wichtigste am Zumba-thon sei sowieso der wohltätige Gedanke. Der gesamte Erlös kommt der Elterngruppe Ostschweiz der Kinderkrebshilfe Schweiz zugute. So hat Bättig-Di Giacomo Sponsoren gesucht, welche die verschiedenen Ausgaben decken, wie etwa die Hallenmiete. Und zudem wird sie durch ihre Familie unterstützt. Ihr Mann stellte unter anderem die Flyer her, und die Tochter habe immer einen Batzen gespendet und wird in diesem Jahr am Sonntag zudem an der Kasse arbeiten. Die Teilnahme kostet 40, im Vorverkauf 35 Franken.

Leiten wird Graziella Bättig-Di Giacomo den Zumbathon mit vier weiteren Instruktorinnen und Instruktoren abwechselnd. Und als Neuerung wird heuer erstmals ein Reggaeton-Musiker aus Zürich live vor Ort auftreten. «Alle machen freiwillig und ohne Bezahlung mit. Das freut mich sehr, es ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich.»

«Schaut am Sonntag herein und lasst euch mitreissen und Spass haben – und erst noch für einen guten Zweck.»

Graziella Bättig-Di Giacomo, freut sich auf Sonntag

Weshalb sie als Empfänger der Spende die Kinderkrebshilfe auserkoren hat, erklärt sie wie folgt: «Für die Krebshilfe wird schon viel gespendet, für Kinder habe ich das aber weniger gesehen.» Sie sei glücklicherweise keine betroffene Mutter, ihre Tochter sei kerngesund. Aber sie kam mit der Krankheit in Kontakt, so hat sie ihre Mutter an Krebs verloren. «Es ist einfach eine fiese Krankheit, und ich wollte etwas machen, um die Betroffenen zu unterstützen. Für mich ist das Ganze eine Herzensangelegenheit», sagt Graziella Bättig-Di Giacomo.

Geld für eine Perücke

Am Zumbathon werden auch Mitglieder der Elterngruppe Ostschweiz anwesend sein und von ihren Erfahrungen erzählen. «So weiss ich genau, wohin und zu wem die Spenden gehen», sagt Bättig-Di Giacomo. Das Geld werde für Verschiedenes benötigt, wie etwa einst eine Perücke für ein erkranktes Mädchen. «Manchmal ist das Geld aber auch nur für betroffene Eltern, wenn sie eine Auszeit benötigen», führt sie weiter aus.

5000 Franken war bis anhin der Rekord an Spendengeldern aus dem Zumbathon. «Es wäre schön, wenn wir diesen Betrag wiederum erreichen könnten», so Bättig-Di Giacomo. Aber so abgedroschen es klingen möge, jeder Franken zähle. Daher lautet ihr Appell: «Schaut am Sonntag herein und lasst euch mitreissen und Spass haben – und erst noch für einen guten Zweck.» Und mit einem Lachen ergänzt sie: «Es könnte am Montag durchaus Muskelkater geben.» Dagegen hat ihre Tochter jedoch einen nützlichen, wenn auch nicht ganz ernst gemeinten Tipp: «Wenn es viele Leute hat, kann man sich ja hinter ihnen verstecken und sich ein wenig schonen.»

Der Zumbathon findet am Sonntag, 13. November, in der Lintharena in Näfels statt. Der Anlass dauert von 13 bis 16  Uhr, die Türöffnung ist um 12.30 Uhr. Der Eintritt kostet 40 Franken, im Vorverkauf 35 Franken. Weitere Infos per E-Mail unter grace1@gmx.ch

Das ist Zumba

Zumba ist eine Mischung aus Aerobic und mehrheitlich lateinamerikanischen Tanzelementen und folgt dem Fluss der Musik. Kreiert wurde Zumba in den 1990er-Jahren durch den Tänzer und Choreografen Alberto «Beto» Pérez aus Kolumbien. Und dies aus Zufall. Bei einem von ihm geleiteten Aerobic-Kurs hatte er die Musikkassette vergessen. Damit der Kurs nicht ausfiel, bediente er sich der einzigen ihm verfügbaren Musik – der Kassetten aus seinem Auto. Diese enthielten traditionellen Latin Salsa und Merengue, weshalb er improvisieren musste und den Kurs zu dieser Musik und für die Kursteilnehmenden ungewohnten Rhythmen leitete. Die Tanzschritte des jeweiligen Musikstiles wie etwa Reggaeton, Salsa oder Cha-Cha-Cha werden innerhalb der Choreografie mit Aerobic-Elementen vereint. Zumba soll daher nicht nur Spass machen, sondern ist auch ein Fitness-Training und hilft beim Abnehmen. Heute nehmen rund 15 Millionen Menschen, so heisst es auf der Zumba-Website, weltweit an über 200'000 Standorten in 180 Ländern an Zumbakursen teil. Nicht aber zum Beispiel im Iran, dort wurden im Juni 2017 von staatlicher Seite Kurse für Zumba verboten, weil sie gegen islamische Regeln verstossen.

Paul Hösli ist Redaktor bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Wenn er keine Artikel über das regionale Geschehen verfasst, produziert er die Zeitung. Zudem ist er der Stellvertreter von Ruedi Gubser für das Ressort Sport. Er ist seit 1997 bei der «Südostschweiz», im Jahr 2013 wechselte er intern von der Druckvorstufe in die Redaktion. Zuerst in einem 40-Prozent-Pensum und seit 2016 zu 100 Prozent.

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