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«Die Leute freuen sich über das Interesse»

Mit dem Beginn des Jahrestreffens des WEF wird Davos regelmässig auch von Uniformierten überschwemmt. Polizei und Armee sorgen für die Sicherheit vor und während des Anlasses.

Barbara
Gassler
18.01.23 - 06:15 Uhr
Leben & Freizeit
Auch ausländische Medien fanden den Weg nach Valdanna.
Auch ausländische Medien fanden den Weg nach Valdanna.
bg

Einen Ausschnitt des Sicherheitsdispositivs zeigen die Polizei und die sie unterstützende Armee jedes Jahr im Vorfeld der Veranstaltung. Dieses Mal haben sie am Freitag nach Valdanna geladen, wo der Kontrollpunkt Landwasser aufgebaut ist. Und auch dieses Jahr ist das Interesse der Medien gross. Hier sowie am Grüenbödeli werde sämtlicher nach Davos rollender Verkehr überprüft, erklärt Walter Schlegel, Kommandant der Kantonspolizei. Das Sicherheitsdispositiv richte sich nach den Angaben des Nachrichtendienstes und sei auch dieses Jahr auf die Gefahren Terror, Extremismus, Spionage und Cybersicherheit ausgelegt. Für die Sicherheitskräfte sei es eine Erleichterung, dass die dritte Zufahrt – der Flüelapass – nun gesperrt sei und Davos nur via Wolfgang und die Landwasserstrasse erreichbar sei. Ungleich vergangenem Mai, als der Helikopterlandeplatz zur Talstation der Pischa hatte verschoben werden müssen, sei auch der Flugplatz «Lago» wieder in Betrieb.

Die Demonstration wird aufmerksam verfolgt.
Die Demonstration wird aufmerksam verfolgt.
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50 Kilometer

Während es über die Zahl der aus allen Landesteilen angereisten Polizisten und Polizistinnen keine Angaben gibt, spricht Divisionär Lucas Caduff, Kommandant der für Davos zuständigen Territorialdivision III, von 5000 Armeeangehörigen, die vor, nach und während des WEFs Dienst tun. «Das Jahrestreffen wird von der politischen Führung unseres Landes als bedeutsames und ausserordentliches Ereignis eingestuft», erklärt er. Bei einem solchen könne die Armee im Assistenzdienst die lokalen Sicherheitskräfte unterstützen. Erst der Einsatz der Armee mache Kongresse wie das WEF überhaupt erst möglich. Dabei schütze die Armee Personen und Objekte, überwache das Gelände und biete logistische Unterstützung. So habe sie etwa 50 Kilometer Zaunelemente sowie Absperrgitter verbaut, im Einsatz seien rund 450 Lastwagen und 900 Kleinfahrzeuge. Rund 1400 Funkgeräte seien an die Truppen ausgegeben. Für den Luftraum über Davos gelte eine eingeschränkte Nutzung, die auch in Zusammenarbeit mit den Luftwaffen Österreichs und Italiens sichergestellt werde.

Voll ausgebildete Polizisten

Im Anschluss an die Ausführungen des Divisionärs wird der Ablauf einer der nun üblichen Fahrzeugkontrollen vorgeführt. Kommentiert wird das vom Chef der beiden Kontrollpunkte. «Militärpolizisten sind voll ausgebildete Polizisten, die aufgrund ihrer Erfahrung entscheiden, ob eine genauere Kontrolle notwendig ist», sagt Curdin Nicca, während ein schwarzer Kleinbus auf den Parkplatz gelotst wird, wo er genau unter die Lupe genommen wird. Besonders gute Bilder versprechen sich die Kameraleute dabei von der Inspektion des Wageninneren durch den einen Polizisten, während der andere den Fahrer bewacht.

Nochmals kurz die Fragen an den Interviewpartner durchgehen . . .
Nochmals kurz die Fragen an den Interviewpartner durchgehen . . .
bg

Einsatz in eigener Sache

Dabei fällt ein Kameramann im Tarnanzug auf. Dokumentiert die Armee etwa ihre eigene Medienorientierung? Tatsächlich ist Soldat Noah Debbabi für den truppeneigenen Informationskanal «Cuminaivel» unterwegs. «Wir wollen zeigen, wer alles im Einsatz ist und was am WEF so läuft», erklärt Gefreiter Reto Bächli, der zweite Mann im Team. Während der eine noch dem besonderen Bild nachjagt, beantwortet der andere die Fragen der DZ. «Im zivilen Beruf kommen wir alle irgendwie aus dem Medienbereich und können unsere Expertise so auch im Dienst nutzen.» Seinen journalistischen Hintergrund führt Bächli auf die Zürichseezeitung zurück, entsprechend ist er bei «Cuminaivel» vor allem für Texte zuständig. «In unserer Kommunikationsgruppe kommen Leute aus allen Fachbereichen zusammen. Bild, Ton und eben auch Text.» Den Weg zu «Cuminaivel» haben alle über eine reguläre Aushebung und die RS gefunden. «Wir stammen aus allen Truppengattungen und Funktionen», erzählt Bächli. Die einen seien Infanteristen, die anderen Übermittler oder Panzersoldaten. Die Berufung zu «Cuminaivel» kommt denn auch durch Überschneidung mit dem Zivilberuf und persönliche Kontakte. «Der Ruf dazu wird weitergegeben, und geeignete Leute melden sich.»

. . . bevor es kurz darauf Ernst gilt.
. . . bevor es kurz darauf Ernst gilt.
bg

Sechs Beiträge pro Tag

Ferien sind das aber nicht. Für «Cuminaivel» würden sie mit einer Redaktion von maximal 25 Personen etwa sechs Beiträge pro Tag produzieren, erzählt Bächli. Die Abläufe seien vergleichbar mit dem im zivilen Beruf. Einzig, dass man anstatt zur Redaktionssitzung halt zum Rapport erscheine. Beim Berichten hätten sie aber deutlich weniger Freiheiten. «Da muss wegen der militärischen Geheimhaltung oft auf Details verzichtet werden, die eigentlich spannend wären.» Dass meistens ein Ort nicht identifizierbar sein darf und keine Angaben zu Mengen gemacht werden dürfen, ist für Bächli inzwischen selbstverständlich. Die Aufgabe als solches sei spannend. «Wir gewinnen Einblicke, die wir sonst nicht bekämen und kommen ganz nahe ans Geschehen ran.» Bleiben dabei auch Träume? «Ich flog noch nie in einem Helikopter», sagt Bächli. «Wenn wir da eine Reportage realisieren könnten, wäre das toll.»

Besprechung in der Cuminaivel-Redaktion.
Besprechung in der Cuminaivel-Redaktion.
zVg

Umgekehrt werden die Berichterstatter von der Truppe ebenfalls gerne gesehen. «Die Leute finden es cool, dass man sich für sie und ihre Aufgabe interessiert», beobachtet Bächli. Entsprechend werden ihre Berichte gerne angeschaut. Bis am Freitag wurde die eigens für den Einsatz geschaffene Cuminaivel-App bereits über 1000 Mal heruntergeladen und fast ebenso oft wurden die seit dem Start des WEF-Einsatzes entstandenen 96 Beiträge aufgerufen. Zahlen, die sich im Lauf der nächsten Woche noch vervielfachen werden. «Wer schon an einem WEF-Aufgebot dabei war, kennt uns», sagt Bächli. «Den Neulingen erklären wir uns, und sie finden es toll.»

Der Beitrag ist inzwischen einsehbar auf www.cuminaivel.ch oder eben auf der App.

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