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Mit Kameras und Drohnen potenziellen Konflikten auf der Spur

Ein Zürcher Hochschulteam untersucht, ob der Outdoorsport im Naturpark Beverin zu Problemen für das Wild führt. Das Monitoring trägt laut den Verantwortlichen bereits erste Früchte.

Jano Felice
Pajarola
24.01.23 - 21:00 Uhr
Leben & Freizeit
Datenschutz gewährleistet: Die Aufnahmen der Wildtierkameras an häufig begangenen Schneeschuh- und Skitourenrouten werden laut Naturpark Beverin automatisch verpixelt.
Datenschutz gewährleistet: Die Aufnahmen der Wildtierkameras an häufig begangenen Schneeschuh- und Skitourenrouten werden laut Naturpark Beverin automatisch verpixelt.
Pressebild

Seit Ende Dezember 2022 sind im Perimeter des Naturparks Beverin wieder sechs Wildtierkameras an oft begangenen Skitouren- und Schneeschuhrouten zu finden. Registrieren sollen die Geräte aber nicht Wildtiere, sondern – ihrem Standort entsprechend – jene Outdoorsportlerinnen und -sportler, die auf den in den Fokus genommenen Wegen unterwegs sind. Die Funktionsweise der Kameras ist simpel: Passiert jemand die Stelle zu Fuss oder auf Skiern, wird der Moment – aus Datenschutzgründen verpixelt – festgehalten; ein Algorithmus erkennt dabei, welches Sportgerät im Einsatz ist und ob die Person sich aufwärts oder abwärts bewegt. Ergänzend überfliegen Spezialisten einmal im Winter bestimmte Zonen im Naturpark mit einer Tragflächendrohne, um auch menschliche Spuren ausserhalb der offiziellen Routen zu erfassen.

Safientaler Wildruhezone Wanna als Konfliktzone entschärft

Wozu das alles? Die Erhebung ist Teil des 2020 gestarteten Projekts «Besuchermanagement Beverin», mit dem allfällige Konflikte zwischen Outdoorsport und Natur rechtzeitig erkannt und wenn nötig entschärft werden sollen. Mit den gewonnenen Daten aus den Kameras und den Flügen untersucht die Forschungsgruppe Umweltplanung der Zürcher Hochschule ZHAW gemeinsam mit dem Naturpark Beverin die zeitliche und räumliche Nutzung im Parkperimeter, wie es in einer aktuellen Medienmitteilung heisst. Und dieses Besuchermonitoring trägt laut der Mitteilung bereits erste Früchte. 

Im Winter 2020/21 habe man die Wildruhezone Wanna im Safiental als Konfliktzone erkannt. Wegen des nahen Parkplatzes hätten Tourengängerinnen und -gänger vermehrt den direkten Aufstieg durch die Ruhezone gewählt. «Die Wildhut konnte entsprechend reagieren und das Gebiet an neuralgischen Stellen besser beschildern.» Diese auffällige Kennzeichnung habe im folgenden Jahr bereits Wirkung gezeigt. «Es kam zu weniger Übertretungen.»

«Positive Lenkung ohne Verbote scheint zu funktionieren»

Überhaupt würden die Projektleitenden schon jetzt, nach Halbzeit des Vorhabens, ein positives Zwischenfazit ziehen. Die Besucherinnen und Besucher im Naturpark würden im Winter Rücksicht auf die Wildtiere nehmen und die Beschilderung weitgehend beachten. «Die positive Besucherlenkung ohne Verbote in den potenziellen Konfliktzonen scheint zu funktionieren.»

Im kommenden Sommer werden gemäss Mitteilung erneut Kameras, Infrarotsensoren und Induktionsschlaufen auf verschiedenen Routen installiert, um die Wander- und Bikesporttreibenden zu zählen. Das breit abgestützte Projekt «Besuchermanagement Beverin» läuft noch bis Ende 2024.

Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist.

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