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Mehr wie nur kochen und bügeln

Das Frauenkulturarchiv Graubünden feiert in diesem Jahr sein 25-Jahr-Jubiläum. Aus diesem Anlass sammelt das Archiv Frauentraditionen aus den Bündner Gemeinden.

Südostschweiz
16.01.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Was sind Frauentraditionen in Graubünden? Diese Frage stellt sich Silke Redolfi, Leiterin und Mitgründerin des Frauenkulturarchivs Graubünden.
Was sind Frauentraditionen in Graubünden? Diese Frage stellt sich Silke Redolfi, Leiterin und Mitgründerin des Frauenkulturarchivs Graubünden.
Bild Olivia Aebli-Item

von Jasmin Schnider und Benjamin Repolusk

Die Jagd, Holz fällen oder Silvestersingen sind typische Traditionen, die – wenn auch nicht mehr so häufig wie früher – hauptsächlich von Männern ausgeübt werden. Doch was sind typische Traditionen der Frauen? Waschen, bügeln und kochen wohl kaum. Solche Fragen stellt sich auch das Frauenkulturarchiv Graubünden und sucht deshalb nach Traditionen von Frauen in den Bündner Gemeinden.

«Unser Auftrag ist es, das kulturelle Erbe der Frauen in Graubünden zu erhalten und aufzuarbeiten», erklärt Mitgründerin und Leiterin Silke Margherita Redolfi in einem Interview mit Radio Südostschweiz. Und das schon seit bald einem Vierteljahrhundert, denn am 1. Oktober dieses Jahres feiert das Frauenkulturarchiv Graubünden seinen 25. Geburtstag. Und in diesem Jahr möchte das Archiv seinem Auftrag auf eine besondere Art und Weise nachkommen. 

Auf der Suche nach vergessenen Handwerken

Die bekannteste Frauentradition in Graubünden ist vermutlich der Bündner Kreuzstich. Ein weiteres grosses Kapitel seien Koch- und Backrezepte, wie beispielsweise für die Bündner Spezialität Birnenbrot, so Redolfi. Doch das werde noch lange nicht alles sein, ist sie überzeugt: «Über Frauen in Graubünden und ihre Traditionen weiss man viel zu wenig. Das wollen wir aufarbeiten.»

Deshalb fordert Redolfi auf Social Media Nutzerinnen und Nutzer dazu auf, spezielle Traditionen aus der eigenen Familie zu teilen. Das könnten Wissen über Heilpflanzen und Garten, Rezepte, Gegenstände oder auch Gedichte sowie Lieder sein, die über Generationen hinweg immer weiter gegeben wurden.

Bereits fündig geworden

Erste Hinweise hat Redolfi bereits bekommen. «Mir wurden auch schon Bücher über verschiedne Bräuche geschickt.» Noch seien es aber zu wenige Hinweise. Sie erwarte schon noch einige mehr. «Als Historikerin und mit meiner Erfahrung in 25 Jahren beim Frauenkulturarchiv habe ich schon einige Ideen, was man noch anschauen könnte und was noch dazu gehört.»

Redolfi findet immer wieder Anzeichen für eine Tradition, jedoch wurden diese nie richtig festgehalten. «Man weiss zum Beispiel, dass Frauen früher den Hochzeitsschleier auch für die Taufe des Kindes gebraucht haben.» Weshalb sie das taten, ist jedoch nicht bekannt. Ebenfalls bei Taufen wurde früher häufig ein Foto von der Mutter, dem Kind und der Patentante gemacht. Die Männer fehlten. «Und da fragen wir uns, warum man das machte und ob das früher auch eine Tradition war.»

Die gesammelten Traditionen werden im Verlaufe des Jahres dann aufbereitet, in welcher Form sei aber noch nicht klar. Das hänge davon ab, wie viel zusammenkomme. Vielleicht gebe es in Verbindung mit dem 25-Jahr-Jubiläum eine kleine Ausstellung oder eine Publikation, so Redolfi. Am 1. Oktober sei jedenfalls eine Feier anlässlich des Jubiläums geplant. Aufgrund der sich ständig ändernden Coronalage sei jedoch auch hier noch nicht klar, in welchem Rahmen diese Feier stattfinden werde.

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