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«Es bleibt bei der Glasflasche»

Wegen des Ukrainekriegs werden einige Rohstoffe knapp. Die hohen Energiekosten betreffen auch die Glashersteller und somit auch Bündner Winzer. Und der 2022er-Wein könnte ein guter Tropfen werden.  

Nicole
Nett
25.06.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Trotz kleineren Engpässen: Der Wein soll weiterhin in Glasflaschen abgefüllt werden.
Trotz kleineren Engpässen: Der Wein soll weiterhin in Glasflaschen abgefüllt werden.
Bild Archiv

Von Sara Marti und Nicole Nett

Ein guter Tropfen Wein wird in der Regel aus der Glasflasche konsumiert. Doch genau diese Flaschen sind momentan ein rares Gut. Walter Fromm, Rebbaukommissär vom Plantahof, war in Kontakt mit den Glasproduzenten. Gegenüber Radio Südostschweiz sagt er: «Durch die Coronapandemie sind bereits Engpässe entstanden. Die Glasproduzenten brauchen länger, bis sie wieder auf die volle Produktion kommen.» Der Ukrainekrieg unterstütze dieses Hochfahren nicht. Denn eine Flaschenherstellung brauche viel Energie. Der Krieg sorgt in diesem Bereich für Engpässe. 

«Die Winzer sind gefordert, dass sie eventuell auf alternative Weinflaschen umstellen müssen.»

Walter Fromm, Rebbaukommissär Plantahof

Akut ist die Situation derzeit noch nicht, so Fromm. «Die Bedürfnisse nach Flaschen können nach wie vor befriedigt werden.» Allerdings sollten die Winzerinnen und Winzer achtsam sein. «Die Winzer müssen sich darauf vorbereiten, dass sie eventuell auf alternative Weinflaschen umstellen müssen.» Je nachdem hätte eine Flasche dann eine andere Farbe oder eine leicht angepasste Form. Auf eine Alternative umzustellen, wie zum Beispiel Tetrapak, schliesst Fromm aus. «Tetrapak kommt für unsere Art von Wein, der eher lagerfähiger ist, nicht infrage.» So soll es bei der Glasflasche mit derselben Grösse bleiben. Und ausserdem: «Der Ruf bedeutet bei uns in Graubünden sehr viel», fügt Fromm hinzu. Dennoch bringe es nicht viel, wenn ein Konsument eine Flasche dem Weinbauer zurückbringt. «Die Winzer wollen ihre eigenen Flaschen. Das würde einen Mehraufwand bedeuten.» Nur schon, weil sich die Etiketten nicht gut entfernen lassen.

Keine Preiserhöhung in Sicht

Da die Flaschenproduzenten höhere Energiekosten haben, könnten die Flaschen künftig teurer werden. Allerdings habe dies auf die Weinpreise jetzt noch keinen Einfluss. «Eine Preiserhöhung deswegen kann ausgeschlossen werden. Aber mit den jetzigen Energie- und Rohstoffpreisen oder auch dem Weinbau an sich könnte es schon einen leichten Preisanstieg geben», sagt Fromm.

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In voller Pracht: Die Blüte ist vorüber und die Reben wachsen immer mehr.
In voller Pracht: Die Blüte ist vorüber und die Reben wachsen immer mehr.
Bild Sibilla Nett

Aber weg von Flaschen und Preisen. Kommen wir zum Inhalt: Die Reben zeigen sich im Moment in voller Pracht. Weil die Frostnächte dieses Jahr ausblieben, sieht die Ausgangslage laut Fromm optimal aus. Die Blüte ist vorüber und die Reben wachsen immer mehr. Einzig das Wachstum der Beeren sei in diesem Jahr leicht verzögert gewesen. «Wegen den kalten Pfingsttagen haben die Reben nicht die optimale Verblühung erreicht.» Doch problematisch sei dies nicht: «Das wird sich bis im Herbst wieder auswachsen», so Fromm.

«Bis jetzt rechnen wir mit einer guten Ernte.»

Walter Fromm, Rebbaukommissär Plantahof
Gute Ausgangslage: Der warme Frühling hat dazu geführt, dass die Trauben bereits fortgeschritten sind. Aus diesem Grund könnte die diesjährige Weinlese 10 bis 14 Tage früher als im Vorjahr stattfinden.
Gute Ausgangslage: Der warme Frühling hat dazu geführt, dass die Trauben bereits fortgeschritten sind. Aus diesem Grund könnte die diesjährige Weinlese 10 bis 14 Tage früher als im Vorjahr stattfinden.
Bild Sibilla Nett

Bis jetzt rechnet Fromm mit einer guten Ernte. Doch das Wetter bringe immer wieder Gefahren mit sich. Gerade bei hohen Temperaturen gibt es häufiger Gewitter und die Hagelgefahr steigt an. «Hagel wäre für die Ernte verheerend und könnte einen extremen Einfluss auf die Qualität haben.» Fromm prognostiziert zudem eine frühe Weinlese. So werde man in diesem Jahr bestimmt etwa 10 bis 14 Tage früher die Trauben lesen als im Vorjahr. Das liege am warmen Frühling. 

Nicole Nett schreibt und produziert hauptsächlich Geschichten für «suedostschweiz.ch». Die gelernte Kauffrau hat Multimedia Production studiert und lebt in der Bündner Herrschaft. Sie arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz.

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