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Eine überzeugende Aufführung in der Kirche St. Johann

Nach corona-bedingter Zwangspause war der Chor von St. Johann am vergangenen Mittwoch um 17 Uhr wieder mit einem ausgezeichneten Konzert in der Kirche St. Johann zu hören.

Davoser
Zeitung
06.01.22 - 18:00 Uhr
Leben & Freizeit
Dirigent Ulrich Weissert wusste Chor und Orchester gut durch die anspruchsvollen Werke zu führen.
Dirigent Ulrich Weissert wusste Chor und Orchester gut durch die anspruchsvollen Werke zu führen.
Pascal Spalinger

Von Ulrich Weissert ist man gewohnt, dass er Musik in Bestform bietet. Das war auch nach über einem Jahr Pause der Fall. Der Chor hat von seiner Strahlkraft und Ausgewogenheit kaum etwas verloren. Die Hauptwerke des Abends waren der Musik Bachs gewidmet. Das waren einerseits die Kantaten 132 («Bereitet die Wege, bereitet die Bahn»), die Bach als Konzertmeister in Weimar für den vierten Adventssonntag zu schreiben hatte und die Kantate 133 («Ich freue mich in dir»), ein Werk, das Bach in Leipzig für den dritten Weihnachtstag schrieb. Farbenfroh und spannend der Wechsel in beiden Kantaten zwischen Chor, Rezitativen und Arien. Dank der zielführenden Interpretation Weisserts bekam jede Kantate ihren eigenen Charakter, und so konnte immer wieder neue Spannung erzeugt werden.

Leistungsfähiges Orchester

Besonders erfreulich war, dass es dem Chorleiter gelungen ist, trotz vieler Hindernisse in so kurzer Zeit ein so leistungsfähiges Orchester engagieren zu können, die Camerata dei Castelli aus dem Kanton Tessin. Das Ensemble mit seinem Konzertmeister Andreas Laaske war in Davos erstmals zu hören und überraschte durch eine erfreuliche Tongebung und Präzision. Dies war auch in den Rezitativen mit der einfühlsamen Begleitung festzustellen. Das wieder lag zu einem guten Teil neben der Konzentration der Spielenden auch an der klaren Zeichengebung des Dirigenten. Erfreulich auch die vier Solisten: Anna Gschwend, Sopran – Laura Binggeli, Alt – Tamas Henter, Tenor und Sebastian Schäfer, Bass. Erwähnt werden darf auch, dass sowohl der Tenor-Solist als auch der Bass-Solist bereit waren, die Chorstimmen zu verstärken und trotzdem bei keinem von ihnen Ermüdungserscheinungen feststellbar waren. Speziell erwähnt sei hier die Sopranistin Anna Gschwend, die ihre besonders anspruchsvollen Koloraturen zusammen mit der Altistin Laura Binggeli wunderbar meisterten und die Gegensätze zu den lyrischen Teilen grossartig zum Klingen brachten. Als Eingangschor wählte der Dirigent die Adventskantate «Zieh in mein Herz hinein», ein 2013 geschriebenes Werk des Deutschen Komponisten Hans Georg Bertram. Interessant in dieser Komposition war die phantasievolle Wiedergabe von zwei Weihnachts- und Adventsliedern in ansprechender Form, wechselnd mit Summchor, cantus firmus und vierstimmigen Chorsätzen. 

Eine zusätzliche Bereicherung dieses Konzertabends war mit Sicherheit Vivaldis Flötenkonzert in g-moll. Dieses Opus 10 ist eines von sechs Konzerten für die damals relativ neue Traversflöte, die vom italienischen Meister oftmals in seinen Kompositionen eingesetzt wurde. Antonio Vivaldi hat das musikalische Leben zur Zeit des Barocks in Italien wesentlich geprägt – in Deutschland war es Johann Sebastian Bach. Dieses Flötenkonzert Vivaldis gehört heute zu den populärsten barocken Konzerten überhaupt. Nachdem Valeria Vertemati Mitglied des Orchesters ist, war es naheliegend, diese ausgezeichnete Flötistin mit ihrer Traversflöte als Solistin einzusetzen. Beeindruckend in ihrem Spiel waren vor allem die ausgezeichnete Tongebung und die grossen, spannungsgeladenen Melodiebögen. Das war nur möglich dank ihrer hervorragenden Atemtechnik und ihrer hohen Musikalität. 

Nachdem der Schlussakkord dieses eindrücklichen Konzertabends verklungen war, wurde die grossartige Leistung der Mitwirkenden vom zahlreichen Publikum mit begeistertem Applaus und stehenden Ovationen verdankt. Besonders dankbar sind die Verantwortlichen für die finanzielle Unterstützung solcher und ähnlicher musikalischer Aufführungen. Nur dank dieser Unterstützung ist es möglich, von Chor, Orchester und Solisten begleitete Gottesdienste, Messen und Konzerte zur Aufführung bringen zu können.

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