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Dieser Mann soll Glarus schlauer machen

Philipp Egli möchte in kleinen Schritten die Gemeinde Glarus zur Smart City machen. Doch was meint er damit?

21.09.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Neue Fachstelle, neues Gesicht: Philipp Egli gestaltet als Leiter von Smart City die Zukunft von Glarus mit und treibt die Digitalisierung voran.
Neue Fachstelle, neues Gesicht: Philipp Egli gestaltet als Leiter von Smart City die Zukunft von Glarus mit und treibt die Digitalisierung voran.
Bild: Sasi Subramaniam

Eine Hightech-Stadt mit fahrenden Abfalleimern und fliegenden Taxis wird Glarus so schnell nicht. «Wir werden in kleinen Schritten Projekte angehen. So können wir Erfahrungen sammeln und bei Fehlern, wo nötig, auch mal einen Schritt zurückgehen», sagt Egli. Seit Anfang Juni ist Philipp Egli bei der Gemeinde Glarus als Leiter der Fachstelle Smart City und Informatik angestellt und leitet aus dem obersten Stockwerk des Gemeindehauses verschiedene interne, aber auch externe Projekte, die hauptsächlich mit Informatik und Digitalisierung zu tun haben. «Die Zukunft meiner Wohngemeinde mitzugestalten finde ich einen schönen Gedanken», sagt Egli. «Obwohl ich nicht auf grüner Wiese starten musste, gibt es viele Gestaltungsmöglichkeiten, bei denen ich mich einbringen kann.»

«Die Zukunft meiner Wohngemeinde mitzugestalten finde ich einen schönen Gedanken.»

Philipp Egli, Fachstellenleiter Smart City und Informatik

Intern ist er in erster Linie eine zentrale Anlaufstelle im Gebiet Informatik, leitet aber auch verschiedene Projekte: Zum Beispiel die Personaladministration zu vereinfachen. Gerade abgeschlossen hat die Gemeinde ein Projekt mit dem Ziel, Arbeitszeiten von Mitarbeitenden digital erfassen zu können. Erst wenn man intern «smarter» würde, könne man das auch gegen aussen tragen, so Egli.

Gegen aussen sieht sich Egli als Drehscheibe zwischen Gemeinde und Kanton. Sein Ziel ist, die Zusammenarbeit der beiden zu stärken. Beispielsweise im jetzigen Projekt, in dem die Gemeinde und der Kanton dabei sind, ein digitales Serviceportal zu errichten. Dort könnten Bürger beispielsweise einen Pass digital anfordern und das, ohne sich fragen zu müssen, ob man auf die Gemeinde oder auf den Kanton zugehen muss, wie Egli erklärt. 

Hohe Anforderungen

Egli besetzt die Fachstelle Smart City und Informatik alleine. Die Anforderungen an die Bewerbenden für die Stelle waren happig: Nur wer «hohe Anwendungskompetenzen im technologischen Bereich», Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft oder Technologie studiert und ein Verständnis für Verwaltungsprozesse hat, hatte gute Chancen auf den Job, wie im damaligen Stelleninserat stand.  

Der 39-jährige Glarner hat den Bachelor in Wirtschaftsinformatik gemacht. Damals lernte er, wie man Büroarbeit und Informatik sinnvoll verbindet. Auch in der Gemeinde fungiert er als Bindeglied zwischen Verwaltung und Informatik. Seinen Master hat er in «Human Computer Interaction Design» absolviert. Dort lernte er Programme entwickeln, die einfach und praktisch zu bedienen sind. Er sei froh, dass er einen Studiengang dieser Art absolvierte, denn dieses Wissen sei auch bei Smart City nötig, sagt Egli. 

Eglis Stelle ist auf fünf Jahre befristet. Bis dahin gelte: Möglichst viele Projekte abschliessen und Erfahrungen sammeln. Diese seien wichtig, um ein Gespür dafür zu bekommen, in welche Richtung man Smart-City-Projekte in Zukunft leiten und in welchem Gebiet man sie weiterführen möchte, so Egli. 

Es sei denkbar, Ideen anderer Städte mit einem Smart-City-Ansatz zu übernehmen, wenn sich diese in den jeweiligen Städten etablieren und Glarus einen Fortschritt verschaffen würden, so Egli. In Zürich werde beispielsweise schon mit Sensoren gearbeitet, die den CO₂-Gehalt in der Luft messen. So weit sei man in Glarus in fünf Jahren wohl noch nicht, sagt er weiter. 

Eine Herausforderung sei die negative Einstellung vieler Personen gegenüber der Digitalisierung. «Auch wenn es eine lange Zeit ohne Digitalisierung funktionierte, birgt sie eine Chance», so Egli. «Es ist aber wichtig, dass man auch Leute einschliesst, die nichts mit Digitalisierung zu tun haben wollen oder können», sagt Egli. Das geplante Serviceportal sei deshalb lediglich eine Ergänzung zu bestehenden Dienstleistungen, kein Ersatz. Der öffentliche Schalter im Gemeindehaus werde daher nicht abgeschafft.

«Es ist wichtig, auch Leute einzubinden, die nichts mit Digitalisierung zu tun haben wollen oder können.»

Philipp Egli, Fachstellenleiter Smart City und Informatik

Der Smart-City-Ansatz

Smart City ist ein Sammelbegriff für das Ziel einer Stadt oder einer Gemeinde, die Lebensqualität und die Standortattraktivität zu steigern. Die dafür nötigen Verbesserungen und Veränderungen sollen möglichst ressourceneffizient passieren – hauptsächlich mit Digitalisierung. Durch die neue Fachstelle Smart City und Informatik möchte die Gemeinde Glarus den technischen Wandel nutzen und sich «smarter», also schlauer machen. 

Loris Piva hat im Sommer 2022 die Kantonsschule in Glarus mit Maturität abgeschlossen - und noch kein konkretes Berufsziel. Er mag das Leben im Kanton Glarus und geht in seiner Freizeit gerne aufs Velo.

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