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Damit es läuft, wenn nichts mehr läuft

Als 2020 die Corona-Pandemie über die Welt fegte, war von einem Tag auf den nächsten alles anders. Es galt, schnell zu reagieren und Massnahmen aus dem Boden zu stampfen. Diese Dringlichkeit ist im Moment nicht gegeben. Die Hände in den Schoss zu legen, ist angesichts der sich abzeichnenden Energiekrise dennoch nicht angezeigt.

Barbara
Gassler
11.09.22 - 07:14 Uhr
Leben & Freizeit
Nach Jahrzehnten des unbesorgten Umgangs mit Energie muss man sich nun Fragen nach der Verhältnismässigkeit stellen.
Nach Jahrzehnten des unbesorgten Umgangs mit Energie muss man sich nun Fragen nach der Verhältnismässigkeit stellen.
Marcel Giger (snow-world.ch)

Am 12. März 2020 setzte der Kleine Landrat offiziell einen Krisenstab ein, in dem Persönlichkeiten von in- und ausserhalb der Gemeindeverwaltung Einsitz nahmen. Ihre Aufgabe: Die Informationen aus den verschiedenen Bereichen der Gemeinde zusammenzutragen, Möglichkeiten und Einschränkungen aufzuzeigen und den gemeinsam gefundenen Weg im eigenen Umfeld umzusetzen und zu kommunizieren. Im November 2021 wurde aus dem Krisenstab ein Pandemiestab, der jetzt möglicherweise bald um einen Energiestab ergänzt wird. «Es gibt in diesem Zusammenhang zwei Szenarien, auf die es sich vorzubereiten gilt», erklärt Landrat Jürg Zürcher, dem die Leitung des neu gegründeten Stabs obliegt. Das eine ist die inzwischen wohlbekannte Energiemangellage, die andere der totale Ausfall, auf neudeutsch elegant «Black- out» genannt. Wobei erfolgreiche Aktionen im ersten Szenario die Chance des zweiten deutlich zu reduzieren vermögen.

Sofort umsetzen, was möglich

Energie sparen ist also angesagt. «Und zwar Energie jeder Art», betont Zürcher. «Egal ob Strom, Öl, Holz oder Gas.» In einem ersten Schritt forderte der Kleine Landrat die Ressortleiter der Gemeinde auf, ihre Energiesparmöglichkeiten abzuklären und zu melden. Allerdings: Einfach umsetzbare Massnahmen sollen nicht nur gemeldet, sondern auch gleich veranlasst werden. Anders sieht es aus, wenn solche Schritte die Bevölkerung tangieren. «Das könnte zum Beispiel eine Reduktion der Brenndauer der Strassenbeleuchtung sein.» Solche Vorhaben müssten dann zuerst vom Kleinen Landrat beschlossen werden. «Dabei ist die Vorgabe der Verhältnismässigkeit eine ganz wichtige», schränkt Zürcher jedoch ein. Sie sei der Massstab, nach dem man sich richten wolle, und es gelte, das Einsparpotenzial an den Einschränkungen zu messen. Aussagen darüber, wie das konkret aussehen könnte, will Zürcher im Moment noch nicht machen. «Wir stehen erst ganz am Anfang des Prozesses. Bis Ende Monat wollen wir die Antworten der Ressortleiter zusammengetragen haben, können dann eine Auslegeordnung machen und entscheiden.»

Wenn nichts mehr läuft

Gleichzeitig läuft auch die Vorbereitung auf das zweite Szenario, den «Blackout». «Welches sind die Dienste, auf die man auch bei einem totalen Stromunterbruch angewiesen ist, und wie will man deren Stromversorgung sicherstellen?», lauten hier die Fragen. Wie funktioniert die Wasserversorgung oder was ist mit der Abwasserreinigungsanlage? Welche Heizsysteme funktionieren noch? Wo hat es bereits Notstromaggregate? Wo braucht es noch solche? Woher kann man sie beschaffen und wie vor Ort bringen? «Hier müssen wir alle Eventualitäten anschauen und die Bedürfnisse priorisieren», erklärt Zürcher zur Aufgabe der nächste Woche zum ersten Mal zusammentretenden Kerngruppe. Ihre Vorschläge und Ideen müssen sich daran messen lassen, welche Notwendigkeit eine Massnahme hat und in welcher Form sie umzusetzen ist, um die Gemeinde im äussersten Krisenfall am Laufen zu halten.

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