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Von den Besten lernen

Zum dreissigsten Mal hatte die Destination Davos Klosters vergangene Woche den alljährlich stattfindenden Ärzte­fortbildungskurs «Ärzteforum» organisiert. Das Jubiläum wurde mit einem Galadinner zelebriert.

Barbara
Gassler
16.03.23 - 12:50 Uhr
Leben & Freizeit
Versüssten den Abend: Pianist Marco Schädler, Violinistin Monica Tarcsay und Mezzosopranistin Martina Hug.
Versüssten den Abend: Pianist Marco Schädler, Violinistin Monica Tarcsay und Mezzosopranistin Martina Hug.
bg

Musikalisch umrahmt von einem exzellent aufspielenden musikalischen Trio zelebrierten die letzte Woche angereisten Allgemeinmediziner bei einem Galadiner das «Ärzteforum». Dabei reihte sich Philipp Wilhelm ein in eine lange Reihe von Landammännern, die über die Jahre die Kursteilnehmenden begrüsst hatten. In einer Zeit, die sich als permanente Krisenbewältigung anfühle, biete sich Davos ideal an für eine Auszeit und einen Rückzug, liess er die Allgemeinpraktiker wissen. In diesem Fall dient der Abstand zu den täglichen Herausforderungen allerdings dazu, sich neues Wissen anzueignen, fast vergessenes aufzufrischen und in Kontakt mit dem Fortschritt zu bleiben.

Auf die nächsten 30 Jahre: Walter Reinhart
Auf die nächsten 30 Jahre: Walter Reinhart
bg

«Walters Fälle»

Hervorgegangen ist das Ärzteforum aus dem jährlichen Kongress der deutschen Bundesärztekammer, der 1953 zum ersten Mal in Davos durchgeführt wurde. «Eigentlich dürfen wir auf 70 Jahre erfolgreiche Ärztefortbildung in Davos zurückblicken», sagte der emeritierte Professor Walter Reinhart denn auch. Zusammen mit seinem Kollegen Wilhelm Vetter hatte er viele Jahre die wissenschaftliche Leitung des «Ärzteforums» inne, bevor sie vom Duo Thomas Fehr, Kantonsspital Chur, und Johann Steurer, Unispital Zürich, abgelöst wurden. In einem Rückblick erinnerte Reinhart an besondere Momente der Tagung der Bundesärztekammer, die zu besten Zeiten bis zu 4000 Mediziner mit ihren Familien nach Davos gebracht hatte. 1993 war dann Schluss, und im darauf folgenden Jahr übernahm nahtlos das «Ärzteforum». Etwas kleiner zwar, aber nicht minder ambitioniert. Den Praktikern sollen aktuelle und praxisrelevante Themen– hautpsächlich aus dem Bereich der inneren Medizin – auf wissenschaftlich hohem Niveau geboten werden. Fallbeispiele runden das Ausbildungsangebot ab. Um solche ging es auch bei «Walters Fälle», die über viele Jahre eine Attraktion am «Ärzteforum» waren. Humor war eines der Markenzeichen dieser Veranstaltung, bei der gemeinsam eine Diagnose besonders kniffliger Fälle erarbeitet wurde. «Beruhigend an diesen Veranstaltungen war die Erkenntnis, dass alle anderen auch nur mit Wasser kochen», resümierte Reinhart. Er erinnerte sich auch an die deutsche Ärztin, die im Alter von 90 Jahren noch zur Fortbildung ­erschien und dabei die Referenten mit gezielten Fragen löcherte. Nachdem wegen der Corona-Pandemie das «Ärzteforum» zweimal habe virtuell durchgeführt ­werden müssen, sei es dieses Jahr in der ursprünglichen Form wiederauferstanden. «Die physische Präsenz ist wichtig. Das entdecken wir gerade wieder», schloss Reinhart.

Auch der Referent Martin Krause wurde verabschiedet.
Auch der Referent Martin Krause wurde verabschiedet.
bg

Von Blutschwemme zu blutfrei

Das Ärzteforum wäre nicht, was es ist, wenn es nicht immer wieder gelingen würde, Koryphäen nach Davos einzu­laden. An diesem Abend war es Pierre-Alain Clavien, langjähriger Leiter der Transplantationschirurgie am Unispital Zürich und zweiter Schweizer überhaupt, der Mitglied der renommierten «National Academy of Medicine» der USA ist. Er nahm mit auf eine kurzweilige Reise durch die Geschichte der Leberchirurgie. Erste Operationen seien zwar bereits vor gut 100 Jahren durchgeführt worden, der Ausgang sei aber immer tödlich für den Patienten gewesen, berichtete er. Grund war der hohe Blutverlust bei dem stark durchbluteten Organ, bis man lernte, diesen zu minimieren. «Für meine erste Operation wurden mir noch Gummistiefel und -schürze gereicht.» Heute habe man die Technik soweit perfektioniert, dass ganz ohne Bluttransfusionen operiert werden könne. Eine wissenschaftliche Sensation gelang Clavien mit seinem Team 2021. Eine verletzte Spenderleber konnte ausserhalb des Körpers solange am ­Leben erhalten werden, bis sie sich regeneriert hatte und transplantiert werden konnte. «Dem Patienten geht es gut», schloss Clavien.

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