Das ominöse Fettnäpfchen
Wissen ist Macht – und manchmal einfach auch unglaublich unterhaltsam. In unserer Serie «SOwas!» liefern wir Euch regelmässig (un)nütze Erklärungen und Kuriositäten zum Staunen und Schmunzeln.
Wissen ist Macht – und manchmal einfach auch unglaublich unterhaltsam. In unserer Serie «SOwas!» liefern wir Euch regelmässig (un)nütze Erklärungen und Kuriositäten zum Staunen und Schmunzeln.
«Gestern bin ich so richtig ins Fettnäpfchen getreten!» Egal ob im Büro, auf der Familienfeier oder bei anderen Gelegenheiten. Wir alle haben diesen Satz mindestens schon gehört, wenn nicht gar selbst mit Schamröte im Gesicht ausgesprochen.
Ins sogenannte Fettnäpfchen treten wir dann, wenn wir jemanden mit einer unbedachten Äusserung beleidigen oder gar kränken. Doch was hat eine unbedachte Aussage nun mit einem Töpfchen voller Fett zu tun? Die Suche nach der Antwort führt uns ein paar Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit.
Hängende Fische und baumelnde Schinken
Die Redewendung «ins Fettnäpfchen treten» hat ihren Ursprung im Mittelalter. Da es damals keine elektrische Kühlschränke oder künstliche Konservierungsstoffe gab, um Lebensmittel lange haltbar zu machen, griff man auf die Methode des Räucherns zurück. Dazu hängte man beispielsweise Schinken, Speck oder Forellen für mehrere Wochen über einen Herd.
Der aufsteigende Rauch senkte den Wassergehalt in den Lebensmitteln, diese trockneten dadurch und wurden somit länger haltbar. Ziemlich kluge Idee! Und da Fleisch und Fisch mitunter äusserst fetthaltige Nahrungsmittel sind, tropfte während des Räucherns Fett auf den Herd beziehungsweise auf den Boden. Und dieses Fett wurde damals in Näpfen gesammelt, die auf dem Küchenboden aufgestellt wurden. Na, bereits eine Idee, wohin das Ganze führt?
Fett, der Alleskönner
Das gesammelte Fett konnte nun für verschiedene Dinge im mittelalterlichen Haushalt genutzt werden: Zum Kochen, als «Brennpaste» in Talglampen und zum Einschmieren von Leder. Letzteres wird durch die Behandlung mit Fett nicht nur geschmeidig (wir wissen auch heute noch für unser eigenes Leder, die Haut, sämtliche Vorzüge einer guten Hautcreme zu schätzen) sondern auch wasserabweisend. Ein mittelalterliches Imprägniermittel sozusagen – natürlich, quasi bio aber leider nicht vegan … Sorry!
Damit die Lederpflege jeweils vor dem Verlassen des Hauses auf die Schuhe aufgetragen werden konnte, positionierte die Frau des Hauses (wir erlauben uns hier aus geschichtlichen Gründen die Behauptung, dass damals wohl nicht der Mann dafür zuständig war) das Fettnäpfchen auf dem Boden neben der Haustüre. Und, dämmerts bereits?
Okay, wir helfen zur Sicherheit trotzdem noch nach: Da Instagram damals noch kein Thema war und damit auch nicht die ganze Welt wissen konnte, wie es bei Frau und Herr Meier damals zuhause aussah, übersahen Gäste (oder betrunkene Ehemänner) gerne mal das Fettnäpfchen auf dem Boden, traten beherzt rein und verteilten das Fett auf dem ganzen Boden. Ganz zum Ärger der jeweiligen häuslichen Putzkraft. Ein Tritt, der durchaus zu verärgern vermochte und an Peinlichkeit kaum zu überbieten war – SOwas!
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