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Davoser Gemeindehaushalt ist nach wie vor im Lot

In Davos wurde 2020 eine rekordhohe Summe investiert. Ob die in Aussicht gestellte Steuersenkung erfolgt, steht noch nicht fest.

Béla
Zier
11.06.21 - 09:26 Uhr
Leben & Freizeit
Kann gutes Resultat vermelden: Der Davoser Landammann Philipp Wilhelm lobte bei der Präsentation der Jahresrechnung 2020 der Gemeinde die Finanzpolitik seines Amtsvorgängers Tarzisius Caviezel.
Kann gutes Resultat vermelden: Der Davoser Landammann Philipp Wilhelm lobte bei der Präsentation der Jahresrechnung 2020 der Gemeinde die Finanzpolitik seines Amtsvorgängers Tarzisius Caviezel.
OLIVIA AEBLI-ITEM

Die finanziellen Auswirkungen der Coronakrise haben sich in der Jahresrechnung 2020 der Gemeinde Davos noch nicht allzu wuchtig niedergeschlagen. Man könne in «gewohnter Manier» einen sehr guten Rechnungsabschluss vorlegen, sagte der Davoser Landammann Philipp Wilhelm (SP) am Donnerstag an einer Medieninformation. So resultiert für das zurückliegende Jahr in der Erfolgsrechnung ein Ertragsüberschuss von 13,4 Millionen Franken (Vorjahr: 9,5 Millionen Franken). Das operative Ergebnis liegt bei 12,9 Millionen Franken (15 Millionen Franken), was rund 2,8 Millionen Franken mehr sind als budgetiert.

Wem die Lorbeeren für das positive Resultat gebühren, machte Wilhelm, der seit Beginn dieses Jahres Davos als Landammann vorsteht, eingangs der Präsentation klar. Das Ergebnis sei der umsichtigen Finanzpolitik seines Amtsvorgängers Tarzisius Caviezel (FDP) zuzuschreiben. 

Höhere Steuererträge

Der für 2020 ausgewiesene Gesamtertrag beträgt 127,4 Millionen Franken. Gegenüber dem Budget ist das eine Zunahme von 5,2 Millionen Franken. Zurückzuführen ist dies gemäss Information der Gemeinde hauptsächlich auf die Steuererträge, welche um rund 4,4 Millionen Franken höher ausgefallen sind als veranschlagt. Ertragsseitig haben sich jedoch 2020 auch Ausfälle durch die Coronapandemie niedergeschlagen. Das beinhaltet etwa einen Rückgang der Quellensteuern um 400 000 Franken sowie im Vergleich mit dem Budget angefallene Mindereinnahmen in Bereichen wie dem Davoser Verkehrsbetrieb, Hallenbad und den Parkplätzen im Umfang von total rund 700 000 Franken. Zur Entwicklung der Steuererträge hinsichtlich der Corona-Auswirkungen wurde an der Medieninformation darauf verwiesen, dass man diesen Posten im Budget 2021 gegenüber der Rechnung 2020 um zehn Prozent reduziert habe. Martin Raich, Finanzchef der Gemeinde Davos, merkte zu den Fiskaleinnahmen aber an: «Abgerechnet wird am Schluss des Jahres.»

Um 2,4 Millionen Franken höher als veranschlagt ausgefallen ist der Gesamtaufwand, der sich auf knapp 114 Millionen Franken beläuft. Von der Abweichung sind gemäss Angaben der Gemeinde rund 1,2 Millionen Franken direkt auf coronabedingten Zusatzaufwand zurückzuführen. Eine Mehrbelastung ist unter anderem aber auch durch die sehr hohen Schneeräumungskosten angefallen. 

Kein Schuldenanstieg

Ihre jahrelang grosse Investitionstätigkeit setzte die Gemeinde Davos auch 2020 fort. Mit Nettoinvestitionen von 43,5 Millionen Franken (Vorjahr 34,3 Millionen Franken) habe man den höchsten Wert seit «mindestens 1961» verzeichnet, hiess es an der Medieninformation. Der Selbstfinanzierungsgrad beträgt rund 60,5 Prozent. Damit resultiere 2020 ein Finanzierungsfehlbetrag, welcher durch die Finanzierungsüberschüsse der letzten Jahre «mehr als kompensiert wird», so die Gemeinde. Augenfällig bei den Investitionen (siehe Grafik) ist die Zunahme im Bildungsbereich, welche den Bau eines Schulhauses und einer Dreifachturnhalle betrifft.

An der Höhe der Darlehensschulden hat sich gegenüber 2019 nichts verändert, sie beliefen sich per Ende 2020 auf rund 98,7 Millionen Franken. In Anbetracht von Covid-19 sowie der laufenden und bevorstehenden Investitionen – 2021 sind Nettoinvestitionen von 33,5 Millionen Franken budgetiert – sei 2020 auf eine weitere Rückzahlung verzichtet worden, ist in der Mitteilung der Gemeinde festgehalten. 

Bahnhof als riesiger Brocken

In seinem Ausblick erklärte Wilhelm, dass die Finanzplanung aufgrund der Corona-Einflüsse laufend angepasst werden müsse. Noch nicht vom Tisch ist eine 2019 angekündigte Senkung der Einkommens- und Vermögenssteuern um vier Prozent. Eine solche Entlastung – der Davoser Steuerfuss beträgt derzeit 103 Prozent – werde mittelfristig geprüft, sagte Wilhelm. Ob sich das tatsächlich umsetzen lässt, ohne sich in eine Bredouille zu bringen, ist zweifelhaft, denn mit der geplanten Verschiebung des Bahnhofs Davos Dorf steht ein Zukunftsprojekt an, das die Gemeindekasse enorm strapazieren wird (Ausgabe vom 18.12.2020). Als Davoser Säckelmeister merkte Wilhelm abschliessend an: «Die finanzielle Handlungsfähigkeit der Gemeinde ist ein Erbe und Vermächtnis und verpflichtet für die Zukunft.»

Béla Zier ist Redaktor der gemeinsamen Redaktion Online/Zeitung «Südostschweiz» und «suedostschweiz.ch» und berichtet über die Region Davos und das Prättigau. Er ist seit 1993 für die Medienfamilie Südostschweiz tätig und arbeitet dort, wo er auch wohnt. In Davos.

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