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Gemeinderat und Kirchenrat würdigen das Schaffen Franz Böckles

Der 1991 verstorbene Moraltheologe Franz Böckle wäre am 18. April 100-jährig geworden. Zu diesem Anlass würdigen Gemeinderat und Kirchenrat das Leben des Stadtglarners gemeinsam.

Südostschweiz
13.04.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
«Frei handeln  kann der Mensch nur, wenn er  aus objektiven Gründen handelt», sagte Franz Böckle einst.
«Frei handeln kann der Mensch nur, wenn er aus objektiven Gründen handelt», sagte Franz Böckle einst.

Laut der gemeinsamen Mitteilung des Katholischen Kirchenrats Glarus-Riedern-Ennenda und des Gemeinderates Glarus gehörte Franz Böckle zu den bedeutendsten Moraltheologen des 20. Jahrhunderts. Er wurde am 18. April 1921 an der Reitbahnstrasse 22 in Glarus geboren und ist in Glarus aufgewachsen. Nach seiner Karriere als Professor, Dekan, Rektor und Moraltheologe von internationalem Ruf ist er an seinem Lebensabend an den Fuss des Glärnisch zurückgekehrt, nach Glarus, jenen Ort, den Franz Böckle in seinem Herzen nie ganz losgelassen hatte.

Franz Böckle starb am 8. Juli 1991 und wurde auf dem Friedhof in Glarus beigesetzt.

Nach seinem Theologiestudium am Priesterseminar St. Luzi in Chur wurde Franz Böckle 1945 zum Priester geweiht. Er schrieb seine Dissertation zum Thema «Die Idee der Fruchtbarkeit in den Paulusbriefen». Ab 1953 wirkte er als Professor für Moraltheologie in Chur und wurde 1963 nach Bonn berufen, wo er von 1983 bis 1985 Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität war.

Mit über 500 Publikationen (seine Werke wurden in sieben Sprachen übersetzt) war Franz Böckle ein gefragter Referent, Berater und Experte der deutschen Bischofskonferenz, politischer Kommissionen, der deutschen Bundesregierung und der Bundesärztekammer. 1987 überreichte ihm der deutsche Bundespräsident Richard von Weizäcker das grosse Bundesverdienstkreuz. 1989 erhielt er das Ehrenzeichen der deutschen Ärzteschaft und 1991 die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät Bonn.

«Vorzüglicher Botschafter der Gemeinde und des Landes»

Franz Böckle setzte sich in seinen Werken auch mit Themen wie Dritte Welt, Umwelt, Feminismus, Sexualität, Antibabypille, Abtreibung, Ehescheidung und weiteren «heissen Eisen» der Kirche auseinander. Dabei kam er auch immer wieder zu gegensätzlichen Erkenntnissen zur offiziellen Haltung des Vatikans. «Das Wichtigste einer theologischen Ethik ist die Befreiung des Menschen zur Freiheit einer verantworteten Gewissensentscheidung. Frei handeln kann der Mensch nur, wenn er aus Gründen, und zwar objektiven Gründen, handelt», war eine seiner Aussagen, welche exemplarisch seine gedankliche Nähe zur Ökumene und zur Einheit der Konfessionen erkennen lässt.

Der Gemeinderat Glarus und der Kirchenrat der katholischen Kirchgemeinde Glarus-Riedern-Ennenda sind auf die Glarner Persönlichkeit Franz Böckle sehr stolz und würdigen deshalb das Leben und Schaffen von Franz Böckle zu seinem 100. Geburtstag. Franz Böckle war dank seiner zurückhaltenden Art, seiner Verdienste und seines grossen gesellschaftlichen Engagements ein vorzüglicher Botschafter der Gemeinde Glarus und des Landes Fridolins.

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