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Ist eine Versteifung der Wirbelsäule noch nötig?

Rückenschmerzen schränken die Bewegungsfreiheit von Betroffenen stark ein. Erst wenn konservative Therapien ausgeschöpft sind, bietet sich eine operative Behandlungen der Wirbelsäule an.

Leben & Freizeit
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18.01.21 - 00:00 Uhr
PD Dr. med. Dr. phil. Nikolaus Aebli

Neuro- und Wirbelsäulenzentrum 
Spital Schiers

Die Wirbelsäule stellt dasjenige Organ des menschlichen Körpers dar, welches beim Liegen, Sitzen, Stehen und Gehen die gestreckte und aufgerichtete Haltung des menschlichen Körpers gewährleistet. Die Wirbelsäule ist je nach Körpergröße des Menschen ein zwischen 40 bis 80 cm langer und teilweise beweglicher Stab. Sie ist aufgebaut aus 29 harten, knöchernen Teilen, den sogenannten Wirbelkörpern, welche durch starke, straffe und seilähnliche Bänder zusammengehalten werden. Zwischen den Wirbelkörpern liegen die beweglichen und druckabsorbierenden Bandscheiben. Am Übergang von einem Wirbelkörper zum anderen befindet sich hinten auf Höhe der Bandscheiben beidseits ein Gelenk. Die sogenannten Fazettengelenke ermöglichen gezielte und geführte Bewegungen der Wirbelsäule, wie z.B. das Beugen, Strecken oder Kopfdrehen. Eine weitere Hauptaufgabe der Wirbelsäule ist es, die Nervenbahnen gut geschützt im knöchernen Spinalkanal vom Gehirn in die Arme und Beine zu führen.

Wie jedes menschliche Organ altert und degeneriert auch die Wirbelsäule mit allen ihren Bestandteilen. Dieser Alterungsprozess hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Grundform der Wirbelsäule (z.B. beim Gradrücken degenerieren die Bandscheiben schneller als bei der S-förmigen, physiologisch-gekrümmten Wirbelsäule), von der Qualität des Gewebes, aus welchem die Wirbelsäule aufgebaut ist sowie von der körperlichen Belastung und der Qualität der Muskulatur im Bereich der Wirbelsäule. Hinzu kommt die im Alter beginnende Osteoporose, das heisst Knochenschwund, welche zu Brüchen der Wirbelkörper und damit zu vorschnellen Alterung der Wirbelsäule führen kann.

Rückenschmerzen und ihre Behandlung

Der Elastizitätsverlust der Bandscheiben, verursacht durch Alterung und Degeneration, führt zu einer Verminderung der Bandscheibenhöhe und zu einer übermässigen Beweglichkeit zwischen den einzelnen Wirbelkörpern. Diese übermässige Beweglichkeit führt zu einer vermehrten Belastung der Fazettengelenke und damit zu einer verstärkten Abnutzung derselben (Arthrose). Als Folge der Überlastung vergrössern sich normalerweise die Strukturen eines Fazettengelenks (insbesondere die knöchernen Anteile und Bänder). Die Verminderung der Bandscheibenhöhe kombiniert mit der Vergrösserung der Fazettengelenke hat in vielen Fällen eine Einengung von Nerven zur Folge, welche sich insbesondere durch Bewegung entzündlich verändern und bei den Betroffenen erhebliche Rücken- und Bein- oder Armschmerzen (Ausstrahlungen) verursachen können.

Initial werden diese Schmerzen während Monaten durch gezielten Muskelaufbau, Schmerzmedikamente und Infiltrationen behandelt. Ein Mensch, der während Monaten an Rückenschmerzen leidet und dadurch bei allen Aktivitäten des täglichen Lebens (insbesondere auch bei der Arbeit) hochgradig eingeschränkt wird, ist meist auf schmerzsenkende und abhängig machende Medikamente (Opioide) angewiesen. Erst wenn die Möglichkeiten konservativer Therapien vollständig ausgeschöpft sind, bietet sich den Betroffenen schliesslich die operative Behandlung der entsprechenden Wirbelsäulenabschnitte.

Die Wirbelkörper stabilisieren – zwei Möglichkeiten

Das Ziel einer jeden Wirbelsäulenoperation ist es, den leidenden Mensch von seinen Rückenschmerzen zu befreien und den schmerzfreien Zustand für möglichst lange Zeit zu erhalten. Das wird primär dadurch erreicht, dass die eingeklemmten Nerven wieder freigelegt werden. Leider wird durch die Freilegung der Nerven die Wirbelsäule strukturell geschwächt, da hierfür stabilisierende anatomische Strukturen, wie Knochen und Bänder, entfernt werden müssen. Dies führt zu einer vermehrten Beweglichkeit zwischen den Wirbelkörpern. Werden nun keine stabilisierenden Massnahmen durchgeführt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es innert kurzer Zeit nach der operativen Freilegung der Nerven wegen der Überbeweglichkeit zwischen den Wirbelkörpern wieder zur Einklemmung derselben kommt.

Um eine derartige Wiedereinklemmung der Nerven zu verhindern, hat der Wirbelsäulenchirurg zwei Möglichkeiten: Erstens kann er die überbeweglichen Teile der Wirbelsäule durch Einbringen von Schrauben und Stäben aus Titan versteifen. Dies wird dann gemacht, wenn eine schwere Abnützung und Überbeweglichkeit vorliegt. Eine Versteifungsoperation kann allerdings dazu führen, dass der anfänglich beschriebene Alterungs- und Degenerationsprozess oberhalb oder unterhalb der versteiften Abschnitte beschleunigt wird.

Zweitens bietet sich ihm die Möglichkeit einer sogenannten dynamischen Stabilisierung, insbesondere in Fällen, in denen die Abnützung und damit die Überbeweglichkeit zwischen den Wirbelkörpern nicht zu weit fortgeschritten ist. Dabei werden mit bewegungserhaltenden, sogenannt dynamischen Implantaten, die tragenden Strukturen unterstützt und folglich die Abnützung der Nachbarsegmente signifikant reduziert.

Neuartige Implantate stabilisieren und erhalten die Bewegungsfreiheit

In den letzten 30 Jahren wurden grosse Anstrengungen unternommen, um unterstützende, bewegungserhaltende Implantate zu entwickeln, welche über Jahre bis Jahrzehnte hinweg eine teilweise Beweglichkeit der Wirbelsäule zulassen, um damit die Abnutzung der Nachbarsegmente möglichst zu vermeiden. Seit Beginn der Entwicklung dieser bewegungserhaltenden Implantate sind Schweizer Firmen an vorderster Front dabei.

Vor rund zehn Jahren hat ein Schweizer Ingenieur zusammen mit einem Schweizer Unternehmen, welches in der Medizintechnik und Präzisionsmechanik spezialisiert ist, ein neues, zukunftsweisendes Implantat entwickelt. Dieses dynamische Implantat zeichnet sich durch spezielle Verbindungsstäbe aus, welche die Funktion der natürlichen Bänder nachahmen und somit die Bewegungserhaltung der Wirbelsäule bei gleichzeitiger Stabilisierung ermöglichen.

Die verwendeten Werkstoffe vereinen sich optimal mit den anatomischen Strukturen und ermöglichen weiterhin physiologische Belastungen wie Rotation, Zug, Druck oder Biegung. Mit diesen Implantaten wurden seit nunmehr sieben Jahren mehr als 1000 Patienten behandelt – mit vorwiegend guten bis sehr guten Ergebnissen. Dieses neuartige dynamische Implantat gibt den Wirbelsäulenchirurgen die Möglichkeit, immer öfter auf die Versteifung der Wirbelsäule verzichten zu können.

www.spinesave.com

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