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Knöchelbruch, Kreuzbandriss und Corona

Die Wintersaison im Kanton Graubünden ist in den Startlöchern. Damit gehen auch Wintersportunfälle einher. Hinzu kommt in dieser Saison die Corona-Pandemie. Trotzdem haben die Spitäler aber keine Angst vor einer Überlastung und zu wenig Platz.

19.11.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Skiunfall
Die ersten Skigebiete im Kanton Graubünden haben geöffnet. Damit ist auch die Unfallsaison eröffnet.
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Jährlich zieht es viele Menschen im Winter in die Berge, um Sport zu treiben. Nicht alle kommen wieder heil nach Hause. Rund 70'000 Wintersportler verunfallen laut einer Statistik der Beratungsstelle für Unfallverhütung pro Jahr auf Schweizer Pisten. In Tourismusregionen sind die Notfallstationen der Spitäler aus diesem Grund jeweils gut belegt.  

In diesem Winter werden die Spitäler auch mit einem grösseren Aufkommen von Corona-Patienten rechnen müssen. Ungewiss ist, wie die zweite Welle in der Schweiz verläuft. Flacht sie tatsächlich ab oder bleibt sie auf hohem Niveau? Werden die Spitäler stark mit Covid-Patienten ausgelastet sein? Gibt es genügend Platz für andere Notfälle? «Es ist stark abhängig von der gesamten Covid-Pandemie und davon, wie die Schutzkonzepte in den einzelnen Bergsportgebiete angewendet werden», schätzt Thomas Müller, Chefarzt der Notfallstation im Kantonsspital Graubünden die Lage ein.

Die Personalsituation wird entscheidend sein

Ausschlaggebend, wie gut die Wintersaison gemeistert wird, wird das Personal sein, wie Thomas Müller erklärt. «Das ist die grosse Herausforderung und Ungewissheit. Wie geht es dem Personal in der Wintersaison? Bleiben sie gesund oder müssen sie in Isolation oder Quarantäne»? Betten und andere Kapazitäten gebe es genügend.

Trotz spezieller Herausforderung, in diesem Winter Corona-Patienten und Skiunfälle zu betreuen, zeigt sich Müller zuversichtlich. «Wir sind seit Februar mit der Situation konfrontiert. Die letzte Skisaison wurde durch den Lockdown abrupt beendet, wir konnten aber bereits Erfahrungen sammeln. Wir haben uns engagiert und versucht, Lösungen bereitzustellen.»

Das Kantonsspital Graubünden hat beispielsweise die Arbeitsprozesse optimiert, den Personalpool aufgestockt und die Infrastruktur hinaufgefahren. «Diesen Winter eröffnen wir eine zusätzliche Notfallstation», sagt Müller. Der Umbau des Kantonsspitals habe dies ermöglicht. Im Kantonsspital Graubünden gibt es laut Müller nun eine Notfallstation für Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, eine Kern-Notfallstation und eine Notfallstation namens Bergblick – jene für Patienten mit Wintersportunfällen.

Mehr Patienten im Winter ist nichts Neues

Beat Moll, CEO des Spitals Oberengadin, rechnet auch diesen Winter mit vielen Gästen und dementsprechend vielen Wintersportunfällen. «Wir werden ein ähnliches Aufkommen haben, wie sonst in anderen Jahren auch.» Über die Wintersaison und über die Festtage arbeite das Spital Oberengadin aus diesem Grund mit mehr Personal, führt Moll aus. Er zeigt sich deshalb auch noch nicht beunruhigt im Hinblick auf die bevorstehende Saison. 

«Wir dürfen keine Panik schieben, sondern müssen die Situation Schritt für Schritt analysieren.» Das Spital Oberengadin arbeitet mit drei Phasen – grün, gelb und rot. Damit möchte es sicherstellen, genügend Platz für Notfälle, für Covid-Patienten sowie für Wahleingriffe zu haben. In der grünen Phase können noch alle Operationen durchgeführt werden. In der gelben werden Wahleingriffe verschoben. Und in der roten Phase werden alle elektiven Eingriffe heruntergefahren. «Mit der Konsequenz, dass dafür Personal zur Verfügung steht.» Dieses kann in den Intensivstationen oder auf Pflegestationen zu Gunsten von Covid-Patienten eingesetzt werden. Zudem könnte das Spital im Notfall auch Personal aus Partnerkliniken, wie beispielsweise der Klinik Gut in St. Moritz, rekrutieren. Derzeit befindet sich das Spital Oberengadin noch in der grünen Phase. 

Covid-Patienten belasten nicht den Notfall

Auch im Spital in Davos haben sich die Verantwortlichen auf die Wintersaison vorbereitet. «Wir arbeiten jetzt bereits mit mehr Personal, als noch im Frühjahr», so Daniel Patsch, CEO des Spitals Davos. Auch wenn Patsch mit mehr Notfällen rechnet, geht er davon aus, dass das Spital Davos die Situation im Winter meistern wird. Unter anderem, weil die Notfallpatienten die Überwachungsstation der Covid-Patienten normalerweise nicht belasten. «Es ist das Wichtigste, dass die Kapazitäten frei bleiben», so Patsch. Sollte es dennoch kritisch werden, könne man auch auf Kooperationen mit anderen Spitälern im Kanton zurückgreifen, führt der CEO aus. 

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