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«Kinder kriegt man auch mit abnormalen Spermien»

Gut aussehend, schnell und viele müssen es sein: Die Rede ist nicht von der Followeranzahl auf Instagram, sondern von den Kriterien einer guten Spermienqualität. Was die Konsequenzen einer sinkenden Spermienqualität ist, kann heute noch nicht abgeschätzt werden. «Kein Grund zur Sorge», sagt der Urologe.

28.05.19 - 11:12 Uhr
Leben & Freizeit
Die Qualität war auch schon besser: Die Spermienqualität der Schweizer lässt nach.
Die Qualität war auch schon besser: Die Spermienqualität der Schweizer lässt nach.
PIXABAY / SYMBOL

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat vor Jahren drei Kriterien erlassen, damit von einer «normalen» Spermienqualität gesprochen werden kann. Die Beweglichkeit der Spermien, die Spermienanzahl und das Aussehen (die sogenannte Morphologie) müssen gewissen Richtwerten entsprechen. Eine von der Universität Genf in der Schweiz durchgeführte Studie mit 2500 Schweizern brachte hervor, dass 60 Prozent der Probanden eine «abnormale» Spermienqualität aufweisen. Sind wir vom Aussterben bedroht?

«30 bis 40 Prozent aller Väter betroffen»

Der leitende Arzt auf der Urologieabteilung im Kantonsspital Graubünden, Jan Birzele, gibt Entwarnung: «Es ist unklar, ob sich diese Befunde auf die Geburtenrate auswirken werden, aber letztlich gilt es festzuhalten, dass 30 bis 40 Prozent der Männer, die Kinder haben, über Spermien verfügen, die nicht der Norm der WHO entsprechen.» Obwohl also die Spermien nicht die geforderte Beweglichkeit, Aussehen oder Dichte aufweisen, können Kinderwünsche ohne Weiteres erfüllt werden. «Die Spermienqualität kann jedoch die Zeit bis zum Eintreten einer Schwangerschaft reduzieren,» sagt Birzele weiter. 

Gründe für die rückläufige Spermienqualität sind bisher nicht eindeutig erforscht. Birzele verweist auf äussere Einflüsse wie Rauchen, Alkoholkonsum oder auch Medikamente, die die einzelnen Qualitätsparameter beeinflussen können. In Studien werde vermehrt auch auf Umweltfaktoren wie Mikroplastik oder Nanopartikel als mögliche Verursacher hingewiesen.

Trend dürfte fortgesetzt werden

Dass die Spermienqualität abnimmt, ist für Urologe Jan Birzele kein neues Phänomen. «Bereits zwischen 1980 und 2008 haben Forscher eine sinkende Spermienqualität festgestellt und ich gehe davon aus, dass dies in Zukunft so weiter geht. Die Umweltfaktoren haben trotz des erhöhten Bewusstseins zugenommen.»

Ausser gesund und vernünftig zu leben, gebe es aktuell keine konkrete Massnahmen, um einer weiteren Qualitätseinbusse vorzubeugen. So kann es also gut sein, dass künftig nicht nur 60 Prozent der Probanden über «abnormale» Spermien verfügen, sondern gar 80 bis 100 Prozent. Aber jetzt mal ehrlich: Wer will schon Kinder, die mit «normalen» Spermien gezeugt wurden?

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